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Wichtige Updates
Maria Fiedler
Hauptstadtbüro
Sechs Lehren aus der holprigen Kanzlerwahl
Auch wenn Friedrich Merz im zweiten Wahlgang nun die erforderliche Mehrheit bekommen hat – über seiner Kanzlerschaft liegt jetzt ein Schatten. Was bleibt von diesem historischen Tag im Parlament?
Erstens: Merz startet beschädigt in seine Kanzlerschaft
Merz sollte einen Politikwechsel einläuten, das Land auf Vordermann bringen. Bereits am Mittwoch will er nach Paris und Warschau fliegen, um ein Signal der europäischen Geschlossenheit zu senden. Doch nach der Niederlage im ersten Wahlgang ist er schwer angeschlagen und gedemütigt, bevor seine Amtszeit überhaupt richtig begonnen hat.
Zweitens: Bei den Sozialdemokraten schwelt der Frust
Am Montag hatte sich SPD-Chef Lars Klingbeil noch völlig entspannt gegeben: Merz werde sicher im ersten Wahlgang gewählt. Jetzt ist auch er düpiert. Offenbar hat seine rigorose Machtpolitik bei der Kabinettsbildung in der SPD für Unmut gesorgt. In der Partei halten sie es zumindest für möglich, dass Abweichler dem SPD-Chef einen Denkzettel verpassen wollten.
Drittens: Es fehlt Vertrauen in Merz
Die andere Erklärung für das Desaster: Einzelne Abgeordnete bei Union oder SPD wollten Merz einen Dämpfer verpassen. Es können Sozialdemokraten gewesen sein, die dem CDU-Chef noch immer seine gemeinsame Abstimmung mit der AfD nachtragen. Frustrierte CDU-Abgeordnete, die bei der Kabinettsbildung leer ausgegangen sind. Oder Unionsparlamentarier, die Merz seine Schuldenbremsen-Kehrtwende übel nehmen. Genau herausfinden wird man das nie. Klar ist: Dem CDU-Chef fehlt der bedingungslose Rückhalt in der schwarz-roten Koalition, ihm fehlt Vertrauen.
Viertens: Die AfD profitiert
Eigentlich wollten Union und SPD die AfD durch gutes Regieren kleinkriegen, weniger streiten als die Ampel. Merz’ Scheitern im ersten Wahlgang spielte den Rechtsextremisten in die Hände. Sie freuten sich über das Chaos und behaupteten, sie selbst seien bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Auch wenn Merz nun gewählt ist und die demokratischen Abläufe funktionieren: Der Tag hat sich für die AfD gelohnt.
Fünftens: Der Unvereinbarkeitsbeschluss der Union mit der Linken ist überholt
Um am Dienstag erneut wählen zu können, benötigte Merz eine Fristverkürzung und eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag. Union und SPD sprachen mit den Grünen, aber auch mit den Linken. Die zeigten sich bereit. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass die schwarz-rote Koalition auf die Zustimmung der Truppe um Heidi Reichinnek angewiesen ist. Merz hat Anlass, jetzt ernsthaft darüber nachzudenken, das Kooperationsverbot zur Linken zu kippen. Es ist nicht mehr zeitgemäß.
Sechstens: Die politische Stabilität der Bundesrepublik steht infrage
Auf den Tag genau sechs Monate ist das Ampel-Aus jetzt her. Am 6. November brach die Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Heute, am 6. Mai, gibt es wieder Chaos. Eigentlich gilt Deutschland als Hort der politischen Stabilität. Damit scheint es nun vorbei. Auch hier wird es immer schwerer, stabile politische Mehrheiten zu bilden. Das Desaster im Bundestag zeigt, wie bröckelig Merz’ schwarz-rote Mehrheit ist.
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Im ersten Wahlgang durchgefallen, wird Friedrich Merz im zweiten Anlauf zum Bundeskanzler gewählt und leistet seinen Amtseid. Die historischen Szenen des Tages im Video.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Wir beenden unser Newsblog an dieser Stelle nach einem denkwürdigen Tag in der politischen Geschichte der Bundesrepublik. Über den Start der Regierung Merz lesen Sie Nachrichten, Analysen und Kommentare auf SPIEGEL.de
Wir bedanken uns für Ihr Interesse und wünschen Ihnen einen schönen Abend.
Foto: Florian Gaertner / DER SPIEGEL
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Die religiöse Eidesformel haben übrigens fast alle Ministerinnen und Minister ausgesprochen. Einzig die SPD-Minister Boris Pistorius (Verteidigung), Bärbel Bas (Arbeit und Soziales), Carsten Schneider (Umwelt) und auch (wie zunächst nicht genannt) Reem Alabali-Radovan (Entwicklung) verzichteten darauf.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Die Vereidigung der Minister ist abgeschlossen. Klöckner wünscht ihnen viel Erfolg und schließt die Sitzung. Der Bundestag tritt am 14. Mai erneut zusammen.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Klöckner liest die Eidesformel vor, die Kabinettsmitglieder sollen diese dann mit »Ich schwöre es« oder »Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe« bekräftigen.
Foto: Kay Nietfeld / dpa
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Bei jedem Ministernamen gibt es braven Applaus aus den Reihen der Koalition. Immer gleichbleibend, nur beim CSU-Minister Alois Rainer und Thorsten Frei wird es jeweils etwas lauter. Offenbar werden die eigenen Mannen von den Kollegen extra gefeiert. Ein bisschen Bierzelt im Bundestag.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner eröffnet die Sitzung erneut. Sie verliest nun die Namen und Posten der neuen Regierungsmitglieder, die auf der Regierungsbank Platz genommmen haben.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Heute Morgen war dieser Programmpunkt für den frühen Nachmittag vorgesehen, nun findet er am frühen Abend statt: Die Vereidigung der Ministerinnen und Minister steht an. Allmählich füllt sich der Plenarsaal wieder.
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Leseempfehlung: Der SPIEGEL-Leitartikel zur Kanzlerwahl
Am Ende ist Friedrich Merz doch zum Bundeskanzler gewählt worden. Et hätt noch immer jut jejange – es ist noch immer gut gegangen, wie der Kölner sagt? Nein, so einfach ist es nicht, schreibt unser Kollege Ralf Neukirch im SPIEGEL-Leitartikel. Den ganzen Text lesen Sie hier.
Foto: Hannibal Hanschke / EPA
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Das hatten wir heute schon einmal: Friedrich Merz ist aus dem Schloss Bellevue zurück im Bundestag. Dieses Mal allerdings mit seiner Ministerriege.
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Wir müssen ein bisschen Zeit überbrücken, bis der Bundestag gleich noch ein (hoffentlich) letztes Mal heute zusammenkommt. Zeit, sich einem kleinen Kuriosum zu widmen: den Handschuhen der Julia Klöckner. Die Bundestagspräsidentin ist nicht plötzlich unter die Torhüterinnen gegangen, sondern trug die weißen Handschuhe zum Schutz der Urschrift des Grundgesetzes, das nur zur Vereidigung des Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers hervorgeholt wird. Bei der Vereidigung von Ministerinnen und Ministern kommt eine Nachbildung zum Einsatz.
Foto: Michael Kappeler / dpa
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Jan Petter
Nachrichtenressort
Merz’ fotogener Blitzstart in Europa
Während die neue Bundesregierung vereidigt wird und zusammenkommt, gratulieren viele Regierungschefs im europäischen Ausland dem neuen Kanzler. Was dabei auffällt: In Nordeuropa und im Baltikum gibt es dazu oft auch gleich ein passendes Bild mit Friedrich Merz – in den vergangenen Jahren bereiste der Jetzt-doch-noch-Kanzler die Region so systematisch wie vermutlich kein Amtsvorgänger. Das sorgt für schöne Bilder und vermutlich bessere Kontakte – aber auch höhere Erwartungen an Deutschland.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Für das neue Kabinett gibt es noch einen kleinen Empfang in Bellevue. Häppchen und Sekt – falls es die gibt – müssen aber schnell verputzt werden, denn um 19 Uhr soll es im Bundestag weitergehen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Deutschland hat eine neue Bundesregierung
Die neue Bundesregierung ist komplett. Nach Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) haben auch die 17 Ministerinnen und Minister seines Kabinetts von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihre Ernennungsurkunden erhalten. Sie müssen nun zurück in den Bundestag, um dort noch ihren Amtseid abzulegen.
Foto: Filip Singer / EPA
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Und auch in seiner Rede lässt sich Steinmeier einen kleinen Scherz zum Auftakt nicht nehmen: »Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, in der Demokratie verlaufen manche Tage mit mehr Aufregung als von der Öffentlichkeit erwartet«, sagt er in Richtung Merz. »Mit kleiner Verspätung gratuliere ich noch einmal von Herzen zu Ihrer Wahl.«
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Hier noch mal der Überblick über die neuen Ministerinnen und Minister, die in diesem Moment ihre Ernennungsurkunden erhalten.
- Vizekanzler und Finanzminister: Lars Klingbeil (SPD)
- Wirtschaftsministerin: Katherina Reiche (CDU)
- Außenminister: Johann Wadephul (CDU)
- Verteidigungsminister: Boris Pistorius (SPD)
- Innenminister: Alexander Dobrindt (CSU)
- Arbeitsministerin: Bärbel Bas (SPD)
- Verkehrsminister: Patrick Schnieder (CDU)
- Gesundheitsministerin: Nina Warken (CDU)
- Bauministerin: Verena Hubertz (SPD)
- Forschungsministerin: Dorothee Bär (CSU)
- Bildungs- und Familienministerin: Karin Prien (CDU)
- Minister für Digitales und Staatsmodernisierung: Karsten Wildberger
- Landwirtschaftsminister: Alois Rainer (CSU)
- Justizministerin: Stefanie Hubig (SPD)
- Umweltminister: Carsten Schneider (SPD)
- Entwicklungshilfeministerin: Reem Alabali-Radovan (SPD)
- Bundesminister für besondere Aufgaben: Thorsten Frei (CDU)
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Gute Stimmung bei Ministerernennung
Bei der Urkundenverleihung an die neuen Ministerinnen und Minister herrscht im Großen Saal von Schloss Bellevue nun eine beinahe heitere Stimmung. Das liegt aber auch an dem auffällig gut gelaunten Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier will gar nicht mehr aufhören zu strahlen, so scheint es. Und der frisch gewählte Kanzler Friedrich Merz steht aufgeräumt daneben, während seine Kabinettsmitglieder ihre Urkunden bekommen. Ende gut, alles gut – so wirkt es für den Moment nach der gescheiterten Kanzlerwahl im ersten Wahlgang.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Und auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gratuliert dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). »Mit Dir zieht ein ausgewiesener Freund und Kenner Europas ins Kanzleramt ein«, schrieb sie auf X. »Wir werden uns gemeinsam für ein starkes und wettbewerbsfähigeres Europa einsetzen.« Sie freue sich auf eine enge Zusammenarbeit.
Auch EU-Ratspräsident António Costa schloss sich den Glückwünschen für Merz an. »Ich freue mich auf unsere gemeinsame Arbeit an einer ambitionierten gemeinsamen europäischen Agenda«, schrieb er auf X.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Es geht los: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergibt nun den zukünftigen Ministerinnen und Ministern ihre Ernennungsurkunden. Die erste Urkunde erhält Lars Klingbeil als neuer Finanzminister.
Foto: Filip Singer / EPA
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht Merz seine Glückwünsche aus. »Es liegt an uns, den deutsch-französischen Motor und Reflex stärker als je zuvor zu machen«, schreibt Macron auf X. »Es liegt an uns, unsere europäische Agenda für Souveränität, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu beschleunigen. Für die Franzosen, für die Deutschen und für alle Europäer«, so Macron. »Wir treffen uns ab morgen in Paris, um gemeinsam daran zu arbeiten.« Der neue Bundeskanzler wird am Mittwoch zu seinem Antrittsbesuch in der französischen Hauptstadt erwartet.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Die zukünftigen Ministerinnen und Minister sind bereits alle im Schloss Bellevue, um vom Bundespräsidenten ihre Ernennungsurkunden entgegenzunehmen. Merz ist nun auch eingetroffen. Somit kann die feierliche Zeremonie gleich losgehen.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Eine Durchsage im Bundestag: Die unterbrochene Sitzung soll gegen 19 Uhr fortgesetzt werden.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Er ist innerhalb der CDU dafür bekannt, kein ausgesprochener politischer Freund des neuen CDU-Kanzlers zu sein, aber auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, hält an diesem Tag tapfer durch. Vor der Vereidigung des restlichen Kabinetts eilt der CDU-Politiker noch schnell ins Bundestagsrestaurant, begleitet von seinen Personenschützern.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Den Amtseid des neuen Kanzlers Friedrich Merz (CDU) im Bundestag hat Linkenpolitiker Gregor Gysi nun verpasst. Als das vollzogen wurde, eilte er noch, bepackt mit einer Tasche, durch den unterirdischen Verbindungsgang des Jakob-Kaiser-Hauses des Bundestags zum Reichstagsgebäude. Nun hat Gysi noch die Chance, wenigstens der Vereidigung der künftigen Ministerinnen und Minister der Koalition aus CDU, CSU und SPD beizuwohnen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Erste Kabinettssitzung noch heute Abend geplant
Trotz der Verzögerung bei der Kanzlerwahl soll die erste Kabinettssitzung unter Bundeskanzler Friedrich Merz noch heute Abend stattfinden. Wie das Bundeskanzleramt mitteilte, wurde die konstituierende Sitzung für 22 Uhr angesetzt. Ursprünglich war sie für 18 Uhr geplant.
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Während gerade die dicken Limousinen der neuen Ministerinnen und Minister vor Schloss Bellevue vorfahren, fällt einem Cem Özdemir ein: Der Grünenpolitiker kam im Dezember 2021 demonstrativ auf dem Rad zur Verleihung seiner Ministerurkunde in den Amtssitz des Bundespräsidenten.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Schon mal Probe sitzen: Der neue Kanzler nahm im Bundestag auf der Regierungsbank Platz – noch allein, sein Kabinett soll bald folgen.
Foto: Michael Kappeler/ dpa
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Anna Reimann
Hauptstadtbüro
Eine Zusammenarbeit von Linken und Union – aber auf welcher Ebene?
Wie weitreichend war das, was heute im Parlament passiert ist? Der Fakt, dass Union und Linke gemeinsam einen Antrag unterzeichnet haben, um noch heute einen zweiten Wahlgang zu ermöglichen? In der Union betont man, dass das ja keine inhaltliche Zusammenarbeit war, sondern nur eine formale Frage. So sagte es etwa Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU). Man versucht, das Ganze herunterzuspielen, schließlich gibt es bei der CDU einen Unvereinbarkeitsbeschluss, die Partei lehnt Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der Linken ab.
Die Linke will ganz offensichtlich ein anderes Narrativ verbreiten. Noch nie hätten Linke und Union auf höchster Ebene so wie heute zusammengesessen und miteinander über einen gemeinsamen Beschluss gesprochen, so erklärten es Parteichefin Ines Schwerdtner und der kommissarische Fraktionsvorsitzende der Linken, Sören Pellmann. Die CDU sei gut beraten, ihren Unvereinbarkeitsbeschluss infrage zu stellen. CSU-Mann Alexander Dobrindt und CDU-Mann Spahn seien auf die Linken zugekommen, man habe sich in einem Besprechungsraum der Grünen getroffen, verriet Schwerdtner.
Pellmann, Reichinnek (links) gratulieren Kanzler Merz. Foto: Ralf Hirschberger / AFP
Dobrindt schloss später eine Zusammenarbeit auch nicht mehr aus. »Eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag kann zustande kommen zwischen CSU/CDU, SPD, Grünen und Linkspartei. Das ist die Situation, vor der wir stehen, und das ist uns nicht neu«, sagte Dobrindt gegenüber RTL/n-tv. »Deswegen war heute relativ klar, wenn man eine Zweidrittelmehrheit haben will, dann muss man auch einen Anruf bei den Linken tätigen. Da, wo Zweidrittelmehrheiten gebraucht werden, wird man das auch in Zukunft noch tun müssen.« Dobrindts Aussagen dürften ihm auch deswegen so leichtfallen, weil die CSU selbst keinen Unvereinbarkeitsbeschluss für die Linke hat.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Bei Merz stehen derweil weitere Abgeordnete Schlange, um ihm zu gratulieren. Noch vor der Eidesformel war etwa der (nicht ganz freiwillig) scheidende Gesundheitsminister Karl Lauterbach zur Gratulation beim neuen Bundeskanzler.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Klöckner unterbricht nun erneut die Sitzung, damit die zukünftigen Ministerinnen und Minister der neuen Bundesregierung ins Schloss Bellevue fahren können, um dort die Ernennungsurkunden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entgegenzunehmen.
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Die religiöse Beteuerung ist optional. 2021 verzichteten etwa die Ministerinnen und Minister der Grünen auf das »So wahr mir Gott helfe«, stattdessen sagten sie nur »Ich schwöre es«.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Merz benutzt religiöse Beteuerung in Eidesformel
Merz legt den Amtseid ab. Wenig überraschend benutzt er am Ende die Formel »So wahr mir Gott helfe«. Dann gibt es lang anhaltenden Applaus. Merz nimmt auf der Regierungsbank Platz.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Klöckner bittet Merz nach vorn und zieht weiße Handschuhe an, um die Urschrift des Grundgesetzes, die für die Eidesleistung benutzt wird, möglichst schonend zu behandeln. Die Abgeordneten erheben sich.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Bundestagspräsidentin Klöckner eröffnet die Sitzung erneut. Nun steht die Eidesleistung von Friedrich Merz an.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Auch CSU-Chef Markus Söder gratuliert Friedrich Merz zur Wahl. »Herzlichen Glückwunsch an Friedrich Merz. Auch wenn's etwas länger gedauert hat – am Ende heißt es: gewonnen – und ein Neustart für Deutschland«, sagte Söder in einem Video. Er gratuliere Merz von Herzen vonseiten der CSU und wünsche ihm »eine glückliche Hand für unser Volk« und Gottes Segen. Söder betonte: »Wir müssen in Deutschland vieles verändern – die Zeit beginnt jetzt.«
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Und der Tag wird noch länger. Nun informiert das Auswärtige Amt die Medien, dass die Amtsübergabe von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf ihren Nachfolger Johann Wadephul (CDU) ab 20.30 Uhr im sogenannten Weltsaal der Behörde stattfinden wird.
Ursprünglich sollte die traditionelle Zeremonie gegen 16 Uhr stattfinden – doch der verpatzte erste Wahlgang brachte alle Zeitpläne durcheinander, auch im Auswärtigen Amt.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Um 17.30 Uhr geht's weiter
Es ist ein langer Tag, der noch nicht zu Ende ist. Der Bundestag leert sich, obwohl die Vereidigung von Merz als Kanzler noch aussteht. Über die Lautsprecheranlage im Bundestag werden »alle Abgeordneten« – und damit auch wir – darüber informiert, dass die unterbrochene Sitzung um »17.30 Uhr wieder aufgenommen« wird.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Und Merz ist wieder am Bundestag angekommen. Ein schnelles Hin und Her ist das heute.
Foto: Anna Reimann / DER SPIEGEL
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Das schon erwähnte Graubner-Gemälde »Begegnungen« im Amtssitz des Staatsoberhaupts hat übrigens schon viele Ernennungen, Entlassungen und Rücktritte von Kanzlern, Ministerinnen und Ministern und Bundespräsidenten erlebt. Aber der um mehr als sechs Stunden verspätete Auftritt eines neuen Regierungschefs zur Urkundenverleihung war ein Novum im Großen Saal von Schloss Bellevue.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Friedrich Merz ist am Schloss Bellevue wieder ins Auto gestiegen und fährt zurück zum Bundestag.
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Auch Steinmeier wirkt erleichtert
So wie Merz und Steinmeier da nebeneinander standen, wusste man übrigens gar nicht so recht, wer von beiden erleichterter ist. Denn auch der Bundespräsident wurde vom Scheitern des CDU-Politikers im ersten Wahlgang kalt erwischt. Von einer Staatskrise wollte in Schloss Bellevue in den vergangenen Stunden zwar dennoch niemand sprechen, aber auch das Staatsoberhaupt war dem Vernehmen nach besorgt. Umso gelöster wirkten nun der Bundespräsident wie der neue Bundeskanzler. Steinmeier hatte auch noch einen jovialen Tipp an den soeben Ernannten parat. »Sie dürfen das aufklappen«, sagte er mit Blick auf die Urkundenmappe in den Händen von Merz.
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Alexander Schmitt
Crossmedia-Ressort
Das ging jetzt vergleichsweise schnell: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Friedrich Merz zum Bundeskanzler ernannt. »In 'ner Stunde sind wir wieder hier«, sagt Steinmeier – dann folgt die Ernennung der Ministerinnen und Minister.
Video: Reuters
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Videofazit: »Ein verrückter Tag«
Das Fazit unseres Kollegen Jonas Schaible an diesem denkwürdigen Tag. Was bleibt? Die belastende Schuldfrage.
Video: Benjamin Eckert / DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Merz erhält Ernennungsurkunde
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat es schnell abgefrühstückt: »Gutes Gelingen für alles das, was vor Ihnen liegt.« Dann reicht er Friedrich Merz die Urkunde: »Herr Bundeskanzler, im Namen der Bundesrepublik Deutschland ernenne ich Herrn Friedrich Merz zum Bundeskanzler.« Damit ist Merz nun auch offiziell Bundeskanzler.
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Friedrich Merz erscheint wegen des gescheiteren ersten Wahlgangs mit über sechs Stunden Verspätung im Großen Saal von Schloss Bellevue. Unter dem Gemälde »Begegnungen« von Gotthard Graubner stellt sich nun der soeben zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland Gewählte auf, um von Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier seine Ernennungsurkunde entgegenzunehmen. »Mit leichter Verspätung«, eröffnet Steinmeier augenzwinkernd.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Selenskyj gratuliert Kanzler Merz
Die ersten internationalen Glückwünsche trudeln ein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gratuliert Friedrich Merz zur Kanzlerwahl. Er mahnt jedoch auch: »Wir hoffen aufrichtig, dass Deutschland noch stärker wird und dass wir mehr deutsche Führungsstärke in europäischen und transatlantischen Angelegenheiten erleben werden. Dies ist besonders wichtig, da die Zukunft Europas auf dem Spiel steht – und sie wird von unserer Einigkeit abhängen. Ich wünsche Ihnen, Herr Bundeskanzler, viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg.«
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Merz ist inzwischen am Schloss Bellevue angekommen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Diese Regierungsmitglieder werden dann später den Eid der Ministerinnen und Minister leisten:
- Kanzleramtschef: Thorsten Frei (CDU)
- Vizekanzler und Finanzminister: Lars Klingbeil (SPD)
- Wirtschaftsministerin: Katherina Reiche (CDU)
- Außenminister: Johann Wadephul (CDU)
- Verteidigungsminister: Boris Pistorius (SPD)
- Innenminister: Alexander Dobrindt (CSU)
- Arbeitsministerin: Bärbel Bas (SPD)
- Verkehrsminister: Patrick Schnieder (CDU)
- Gesundheitsministerin: Nina Warken (CDU)
- Bauministerin: Verena Hubertz (SPD)
- Forschungsministerin: Dorothee Bär (CSU)
- Bildungs- und Familienministerin: Karin Prien (CDU)
- Minister für Digitales und Staatsmodernisierung: Karsten Wildberger
- Landwirtschaftsminister: Alois Rainer (CSU)
- Justizministerin: Stefanie Hubig (SPD)
- Umweltminister: Carsten Schneider (SPD)
- Entwicklungshilfeministerin: Reem Alabali-Radovan (SPD)
Wenn Sie die Kabinettsmitglieder miteinander vergleichen wollen, können Sie dies hier in unserem Kabinettsquartett tun.
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Im Großen Saal von Schloss Bellevue dürfte es in den kommenden Minuten wieder voller werden: Nach dem erfolgreichen zweiten Wahlgang im Bundestag wird Friedrich Merz hier in einer knappen halben Stunde aus den Händen von Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier seine Ernennungsurkunde erhalten. Dann fährt er ins Parlament zurück, wo seine Regierungsmitglieder ihren Eid als Ministerinnen und Minister sprechen – anschließend kommt er mit ihnen erneut ins Schloss, wo sie von Steinmeier ihre Urkunden bekommen.
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Da verstehen sich zwei gut miteinander. Während der frisch gewählte Kanzler auch die Glückwünsche der AfD-Spitze noch höflich entgegennehmen muss, stehen ein Mann und eine Frau an der Regierungsbank und verbreiten gute Laune: Annalena Baerbock und Johann Wadephul. Die bisherige Außenministerin und ihr Nachfolger, der heute Abend im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt die Amtsgeschäfte übernehmen wird. Für sie geht es jetzt nach New York zur Uno, für ihn ist es der Höhepunkt seiner langen politischen Karriere. So gelöst hat man an diesem Tag voller Anspannung nur wenige Menschen im Bundestag gesehen.
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Zunächst bat Bundestagspräsidentin Klöckner noch um Zurückhaltung bei Gratulationen. Erst sollte der offizielle Akt zu Ende gebracht werden. Nun gratuliert sie auch selbst – als eine der Letzten im Plenarsaal. Danach eilt Merz zunächst aus dem Plenarsaal heraus. Zuvor standen die Gratulantinnen und Gratulanten Schlange: Sein Amtsvorgänger Olaf Scholz (SPD) war einer der Ersten, der neue Vizekanzler Lars Klingbeil natürlich auch. Später dann auch Politikerinnen wie Katharina Dröge (Grüne). Aber auch Abgeordnete wie Alice Weidel oder Bernd Baumann von der AfD. Genau wie Sören Pellmann und Heidi Reichinnek von der Linken. Und natürlich dürfen diverse Ministerpräsidentinnen und -präsidenten nicht fehlen.
Foto: Kay Nietfeld/ dpa
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Alexander Schmitt
Crossmedia-Ressort
Die Verkündung des Wahlergebnisses im Video. Nicht allzu häufig dürfte Deutschland bisher so sehr an den Lippen von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner gehangen haben.
Video: Reuters
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Friedrich Merz wird immer der Kanzler bleiben, der es erst im zweiten Wahlgang geschafft hat. Ja, das ist ein Makel. Aber ich glaube, dass dies in Wahrheit bald niemanden mehr interessieren wird. Dann zählt, wie sich der CDU-Vorsitzende als Regierungschef schlägt und wie seine Koalition agiert.
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Die Spannung kurz vor der Verkündung ist auch bei der Familie auf der Ehrentribüne groß. Charlotte Merz hat unmittelbar zuvor noch schnell telefoniert. War es ihr Mann? Sie sieht ernst aus, aber dann kommt das Ergebnis. Im zweiten Anlauf ist ihr Mann Kanzler geworden. Große Freude, aber Sauerländer neigen nicht zu Gefühlsausbrüchen. Der Jubel bei der Familie fällt verhalten aus.
Video: Konstantin von Hammerstein / DER SPIEGEL
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Merz wirkt, nun ja, zufrieden.
Video: Janita Hämäläinen/ DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Merz nimmt die Wahl zum Bundeskanzler an
Es gibt Standing Ovations für Friedrich Merz. Der neue Bundeskanzler selbst bleibt zunächst sitzen, nimmt dann nach Frage von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner die Wahl an. Um 18.15 Uhr soll die Eidesleistung folgen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Merz im zweiten Wahlgang zum Kanzler gewählt
Die Abgeordneten des Bundestags haben im zweiten Wahlgang für Friedrich Merz (CDU) als neuen Bundeskanzler gestimmt. 325 Abgeordnete stimmten für Merz, im ersten Wahlgang waren es nur 310.
Insgesamt wurden 618 Stimmen abgegeben.
Jastimmen: 325
Neinstimmen: 289
Enthaltungen: 1
Ungültig: 3
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Christoph Schult
Hauptstadtbüro
Botschafter und Diplomaten sind schon weg
Botschafter und Diplomaten anderer Staaten, die die Wahl von Merz zum Kanzler von der Tribüne des Bundestages verfolgen wollten, sind mittlerweile gegangen. Nach dem gescheiterten ersten Wahlgang sei ihnen, so ein Mitglied des diplomatischen Korps, von der Bundestagsverwaltung gesagt worden, ein zweiter Wahlgang finde heute wahrscheinlich nicht mehr statt.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Das Internet kann an Tagen wie heute erbarmungslos sein. Bei X und Instagram sammelt sich Hohn für die schwarz-rote Koalition und vor allem für Friedrich Merz. Der Autovermieter Sixt hat Merz’ Pleite im ersten Wahlgang übrigens schnell zu einer Werbung gemacht. »Wenn’s im ersten Gang nicht klappt – einfach hochschalten«, heißt es da unter einem Bild von Merz. Und unter einem Bild von Scholz: »Wenn Sie spontan noch einen Tag dranhängen müssen.«
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Jetzt wird ausgezählt
Die Wahl ist geschlossen. Nun geht es in die Auszählung.
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Diese Szenen werden allen Beteiligten in Erinnerung bleiben: Ein Handschlag, ein zweiter Wahlgang – Ausgang nach wie vor offen.
Video: Janita Hämäläinen/ DER SPIEGEL
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Handschlag zwischen Scholz und Merz
Eine kurze, freundschaftliche Geste: Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz kommt an den Tisch von Merz und schüttelt ihm die Hand. Solidarität unter zwei Männern, die sich lange bekämpft haben, in den letzten Wochen aber ihren Frieden miteinander gemacht zu haben scheinen. In schwierigen Zeiten müssen Demokraten zusammenstehen – das scheint die Botschaft zu sein, die von diesem demonstrativen Handschlag vor allen hier im Plenum ausgehen soll.
Foto: Kay Nietfeld/ dpa
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Zweiter Wahlgang läuft
Der Antrag für die Änderung der Tagesordnung ist einstimmig angenommen. Ohne namentliche Nennung sind die Abgeordneten nun zur Abstimmung aufgerufen, dadurch geht es jetzt deutlich schneller als noch beim ersten Wahlgang am Vormittag.
Foto: Fabrizio Bensch / Reuters
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Florian Gathmann
Redakteur im Hauptstadtbüro
Merz fehlten nur sechs Stimmen
Noch mal kurz die Zahlen aus dem ersten Wahlgang: Bei 630 anwesenden Abgeordneten fehlten Friedrich Merz sechs Stimmen zur damit erforderlichen Kanzlermehrheit von 316 Stimmen, 310 Abgeordnete stimmten für, 307 gegen ihn, es gab drei Enthaltungen, eine Stimme war ungültig – neun Abgeordnete stimmten gar nicht ab. Ich finde es schwer vorstellbar, dass Merz bei einer Zahl von 328 Abgeordneten von Union und SPD vor diesem Hintergrund die Kanzlermehrheit auch im zweiten Wahlgang verfehlt. Andererseits: Ich hätte auch den Ausgang des ersten Wahlgangs nicht für möglich gehalten ...
Foto: Fabrizio Bensch / Reuters
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Für die Linke spricht Christian Görke. »Das ist schon eine krachende Niederlage«, sagt er über den Ausgang des ersten Wahlganges. Es sei die Quittung für einen »wirklich schlechten Koalitionsvertrag«. Die Linke werde die schwarz-rote Regierung nicht unterstützen. Dennoch würde man dem Geschäftsordnungsantrag zustimmen. Denn wenn es Deutschland schlecht gehe, gehe es der AfD gut.
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Merkels Platz auf der Ehrentribüne bleibt leer
Beim zweiten Durchgang fehlt der prominenteste Ehrengast an diesem Tag: Angela Merkel ist nicht mehr gekommen. Ihr Platz auf der Ehrentribüne ist leer. Einmal wollte sie ihrem ewigen Rivalen die Reverenz erweisen, für ein zweites Mal reicht es an diesem denkwürdigen Nachmittag wohl nicht mehr. Merz wird es verschmerzen können.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Irene Mihalic (Grüne) lobt die demokratischen Prozesse im Bundestag. Die Grünen werden den Antrag ihren Angaben zufolge mit einbringen, ihm zustimmen, jedoch solle Merz das nicht mit Zustimmung für seine Politik verstehen. Auch werde ihre Partei Merz nicht zum Kanzler wählen. »Sie haben keine stabile Mehrheit für ihre Bundesregierung«, sagt Mihalic direkt an Merz gerichtet. Für die Unsicherheit, die dadurch entstehe, sei Merz verantwortlich.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Katja Mast (SPD) sieht Deutschland vor großen Herausforderungen. Das Land müsse nun seiner Verantwortung gerecht werden. Die Abgeordneten müssten schnell einen Bundeskanzler wählen, damit es mit tatsächlicher Politik weitergehen könne. Mast dankt allen demokratischen Fraktionen, die dem Antrag zustimmen wollen.
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Für die AfD spricht deren Parlamentarischer Geschäftsführer Bernd Baumann. Er bezeichnet Merz als gescheitert und bescheinigt ihm, im ersten Wahlgang eine historische Niederlage erlitten zu haben. »Die eigenen Abgeordneten verweigern Ihnen die Gefolgschaft«, sagt Baumann und legt im AfD-typischen Duktus nach. Auch wenn Merz im zweiten Wahlgang gewählt werde, sagt Baumann, beginne dessen Regierung »in äußerster Instabilität«. Die Botschaft: Nur mit der AfD gibt es stabile Regierungsverhältnisse. Allerdings hat Merz ein solches Bündnis explizit ausgeschlossen.
Foto: Fabrizio Bensch / Reuters
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Steffen Bilger, der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU: »Die Lage ist ernst. Es geht heute um viel. Deutschland braucht eine Regierung. Ein weiterer zeitlicher Vollzug bei der Regierungsbildung ist nicht akzeptabel.« Union und SPD schlagen daher einen weiteren Wahlgang noch heute vor, und zwar mit Friedrich Merz als Kandidat, sagt Bilger.
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Trost und Zuspruch von Saskia Esken. So weit ist es mit Merz also gekommen. Sie drückt dem CDU-Vorsitzenden lange und kräftig beide Hände. Sie weiß, was es heißt, zu verlieren. Merz, Fraktionschef Spahn und der designierte Innenminister Dobrindt lachen, geben sich gelassen, aber die Anspannung dürfte enorm sein.
Foto: Tobias Schwarz / AFP
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Sophie Garbe
Hauptstadtbüro
Die Sitzung geht weiter – das ist der Zeitplan
Der Bundestag nimmt jetzt die Sitzung wieder auf. Dann muss das Plenum zunächst über die Geschäftsordnung debattieren und mit einer Zweidrittelmehrheit dafür stimmen, die sonst geltende Frist zu verkürzen, nur so kann direkt im Anschluss ein zweiter Wahlgang für den Kanzler stattfinden.
Sollte Friedrich Merz dieses Mal die nötige Mehrheit bekommen, kann er danach den Weg ins Schloss Bellevue antreten und bekommt seine Ernennungsurkunde vom Bundespräsidenten. Gegen 18.15 Uhr würde er dann laut vorläufigem Zeitplan seinen Eid im Bundestag leisten. Danach würde die Ernennung der Ministerinnen und Minister folgen. Diese könnten dann gegen 19.45 Uhr ihren Amtseid leisten.
Foto: Tobias Schwarz/ AFP
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) bemängelt »fehlende Führungsstärke« bei SPD und Union. Die Wahlpleite sei »kein Zufall« gewesen, sondern das Resultat »politischer Naivität«, schrieb Strack-Zimmermann bei Bluesky. »Das ist umso bedenklicher, wenn man betrachtet, dass diese Führungspersönlichkeiten bald Entscheidungen treffen müssen, die weit über parteipolitische Taktik hinausgehen«, fügte sie hinzu. Sie sprach von einem »Zeichen politischer Instabilität, das sich Deutschland in diesen Zeiten absolut nicht leisten kann«. Es handele sich um das »Ergebnis politischer Fehleinschätzungen und mangelhafter Vorbereitung«.
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Janita Hämäläinen
Aus dem Bundestag
Gleich geht es in die zweite Runde: Friedrich Merz betritt betont locker den Plenarsaal, direkt nach Jens Spahn.
Video: Janita Hämäläinen / DER SPIEGEL
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Leseempfehlung: So knapp waren die Kanzlerwahlen bei Schmidt, Brandt, Adenauer und Co.
Bereits in der Vergangenheit war die Kanzlerwahl oft knapp. Teilweise verfügten die Regierungsfraktionen noch über deutlich weniger Stimmen als nun Merz. Doch: Bislang reichte es immer. Einen grafischen Überblick aller Kanzlerwahlen von 1949 bis 2025 lesen Sie hier.
Foto: Egon Steiner / dpa
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Internationale Presse: »Merz wird bei der Wahl zum Bundeskanzler blamiert«
Mindestens 18 Abweichler gab es im ersten Wahlgang der Kanzlerwahl innerhalb der schwarz-roten Koalition. So groß ist die Differenz zwischen den Abgeordneten beider Fraktionen und dem Ergebnis für Friedrich Merz. Das schreibt die internationale Presse zu Merz’ Niederlage:
»The Times« (Großbritannien): »Friedrich Merz verfehlte am Dienstag in der ersten Wahlrunde unerwartet die für das Amt des deutschen Bundeskanzlers benötigte parlamentarische Mehrheit – ein Rückschlag für seine neue Koalition mit den Mitte-links-Sozialdemokraten.«
»The Guardian« (Großbritannien): »Friedrich Merz erleidet Schockniederlage bei der Kanzlerwahl im Deutschen Bundestag.«
»The Telegraph« (Großbritannien): »Merz wird bei der Wahl zum Bundeskanzler blamiert. Der Vorsitzende der deutschen Konservativen erleidet überraschende Niederlage in geheimer Wahl.«
»Washington Post« (USA): »Merz … hat unerwartet nicht genügend Unterstützung in der ersten Runde der Parlamentsabstimmung erhalten – und damit sechs Monate nach dem Zusammenbruch der vergangenen Bundesregierung eine weitere politische Krise ausgelöst.«
Foto: Arne Dedert / dpa
»New York Times« (USA): »Es war ein unerwarteter und ernüchternder Rückschlag für Merz, während Deutschland zunehmend unter Druck gerät – wirtschaftlich, sicherheitspolitisch und außenpolitisch.«
CNN (USA): »In einer peinlichen Abstimmung im Bundestag hat Merz den Einzug ins Kanzleramt verfehlt (…). Zwar wird erwartet, dass er letztlich einen Weg an die Macht findet, doch das Ergebnis stürzt das Land erneut in politisches Chaos.«
»El País« (Spanien): »In Deutschland ist eine völlig unerwartete und beispiellose politische Krise ausgebrochen, nachdem Friedrich Merz, der Vorsitzende der Christdemokraten und Kanzlerkandidat, bei der Wahl zum Regierungschef gescheitert ist.«
Rundfunksender DR (Dänemark): »Große Überraschung bei deutscher Kanzlerabstimmung. … Niemand hat damit gerechnet. Es ist ein totaler Schock. Das ist historisch und eine riesige Demütigung für Merz, bevor er sein Amt überhaupt angetreten hat.«
»Politiken« (Dänemark): »Merz stolpert. Europa schaut äußerst besorgt zu, während Deutschland von einem unerwarteten politischen Drama erschüttert wird. Es schafft Unsicherheit um die Führung des Kontinents in einer turbulenten Zeit, in der sich die Probleme anhäufen.«
»Les Échos« (Frankreich): »Drama in Deutschland: Merz scheitert bei der Wahl zum Kanzler im ersten Wahlgang. … Dies ist eine beispiellose Niederlage in der Geschichte der Bundesrepublik.«
»Libération« (Frankreich): »Im Moment ist es also ein Fehlstart für den Gewinner der Parlamentswahlen im Februar, der in Europa mit Hoffnung erwartet wird und versichert, dass ›Deutschland wieder auf Kurs ist‹.«
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Immenser Druck auf Merz
Friedrich Merz hat Erfahrung mit schweren Niederlagen. Angefangen mit dem Verlust des Fraktionsvorsitzes, den sich nach der Bundestagswahl 2002 Angela Merkel schnappte, zweimal unterlag er nach seiner Rückkehr in die Politik im Rennen um den CDU-Vorsitz, erst im dritten Anlauf errang Merz das Amt. Allerdings kann sich der Pleitenerfahrene nach der verpassten Kanzlermehrheit im ersten Wahlgang eine weitere Niederlage in Runde zwei ab 15.15 Uhr im Bundestag eigentlich nicht erlauben. Der Druck ist immens – man möchte also in diesen Minuten nicht in der Haut des Mannes stecken, der sich an diesem Dienstagmorgen schon als zehnter Kanzler der Bundesrepublik Deutschland wähnte.
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Jonas Schaible
Hauptstadtbüro
SPD-Abgeordenete kehren in den Plenarsaal zurück
Der Plenarsaal ist noch weitgehend leer. In einer halben Stunde soll es hier weitergehen. Die SPD scheint aber fertig zu sein mit den Beratungen, eine Reihe von Abgeordneten ist schon da. Darunter auch Boris Pistorius.Weitgehend leer ist auch die Ehrentribüne. Ob die Altkanzlerin zur zweiten Runde wiederkommt?
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Leseempfehlung: Suche nach Abweichlern in der SPD
Nach den historischen Stunden im Bundestag sitzt bei den Sozialdemokraten der Schock tief, einige sind empört. Viele in der Fraktion sehen Friedrich Merz zwar kritisch. Doch dass er im ersten Wahlgang scheitern könnte? Damit hat niemand gerechnet. Erst recht nicht in dieser Zeit, in der die internationale politische Lage ohnehin so unübersichtlich ist. Die SPD rätselt, wie viele Abweichler es in ihren Reihen gibt. Es stellt sich die Frage: Richtet sich ihr Nein gegen Merz – oder doch gegen SPD-Chef Klingbeil? Lesen Sie hier mehr.
Foto: Sebastian Gollnow / dpa
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Anna Reimann
Hauptstadtbüro
Linke beklagt Widersprüche der CDU
Bei der Linken nimmt man aufmerksam wahr, wie die Union sie plötzlich umwirbt. »Die CDU braucht ihre nötige Mehrheit und sucht diese bei der Linken, nur damit heute noch einmal gewählt werden kann«, heißt es aus der Partei gegenüber dem SPIEGEL. »Auf einmal redet keiner mehr über den Unvereinbarkeitsbeschluss bei der Union.« Im Dezember 2018 hatte die CDU den Beschluss für die Linke gefasst, einen solchen gibt es auch für die AfD. Ohne die Aufhebung des CDU-Beschlusses werde es diese Regierung keine vier Jahre aushalten, heißt es weiter.
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Janita Hämäläinen
Aus dem Bundestag
Lars Klingbeil (SPD) mahnt eine stabile Regierung in Deutschland an. Jens Spahn (CDU) betont, dass die Union geschlossen hinter Friedrich Merz steht. Und Alexander Hoffmann (CSU) sagt, dass auch erfolgreichste Weltraummissionen mit Verspätung gestartet seien. Offenbar in Anspielung an den deutschen Astronauten Alexander Gerst, der immer noch auf der Zuschauertribüne des Plenarsaals sitzt. Die Ankündigungen von SPD und Union im Video.
Video: Benjamin Eckert / DER SPIEGEL
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Nun tritt Unionsfraktionschef Jens Spahn vor die Presse. Man werde im Einvernehmen der Fraktionen von Union, SPD, Grünen und Linkspartei einen neuen Wahlgang vornehmen, sagt er. Ganz Europa, vielleicht sogar die ganze Welt schaue auf diesen Wahlgang. Spahn bedankte sich bei allen, die den raschen weiteren Wahlgang möglich gemacht haben – also insbesondere auch Grünen und Linken.
Foto: Annegret Hilse/ REUTERS
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Klingbeil: »Gehe davon aus, dass im zweiten Wahlgang Mehrheit da ist«
Lars Klingbeil (SPD) sagte nun vor der Presse, es sei wichtig, dass Deutschland eine stabile Regierung bekommt und »dass wir sehr schnell auch in zuverlässigen Strukturen arbeiten können und daran wirken, dass dieses Land stark ist und dass dieses Land gut regiert wird«. Die demokratischen Fraktionen CDU/CSU, SPD, Grüne und Linke hätten seit dem ersten Wahlgang beraten. »Ich bin sehr dankbar, dass es auf diesem Weg gelungen ist, dass wir mit diesen Fraktionen gemeinsam beantragen werden, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommt«, sagt Klingbeil. Weiter: »Ich gehe davon aus, dass jetzt im zweiten Wahlgang auch die erforderliche Mehrheit da ist.«
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Ab 15.15 Uhr tritt Merz noch einmal an
Nun also doch: Der zweite Wahlgang soll nach SPIEGEL-Informationen ab 15.15 Uhr starten. Kurz nach Merz’ Niederlage im ersten Wahlgang hieß es noch, ein neuer Anlauf sei für diesen Dienstag nicht vorgesehen.
Foto: Tobias Schwarz/ AFP
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Benjamin Eckert
Aus dem Bundestag
Nach aufregenden Stunden kehrt hinter den Kulissen an diesem historischen Tag so etwas wie Ruhe ein. Die dürfte trügerisch sein, aber auch Journalisten müssen mal sitzen, trinken, essen.
Video: Benjamin Eckert / DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
CDU-Sozialflügel: Merz muss gewählt werden – möglichst noch heute
Der Sozialflügel der CDU bezeichnet die gescheiterte Kanzlerwahl von Friedrich Merz als Katastrophe für das ganze Land. Deutschland verliere derzeit 10.000 Industriearbeitsplätze pro Monat und benötige dringend eine stabile Regierung, sagte der Vizevorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, der Nachrichtenagentur dpa. Auch wenn der Sozialflügel mit Merz seine Probleme gehabt habe, müsse er zum Kanzler gewählt werden, möglichst noch heute, so Bäumler. Alle, die ihn nicht gewählt hätten, müssten noch mal in sich gehen.
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Weiterer Wahlgang am Dienstag laut Bundestagsjuristen möglich
Die Fraktionsspitzen von Union, SPD, Grünen und Linken verhandeln derzeit über einen weiteren Wahlgang. Hieß es aus den beiden Koalitionsparteien zunächst, dass eine weitere Abstimmung heute nicht möglich sei, prüfen die Fraktionen dies derzeit und beugen sich über ein entsprechendes Gutachten der Bundestagsverwaltung.
Laut der eine Seite umfassenden Einschätzung, die dem SPIEGEL vorliegt, kann regulär erst am dritten Tag nach der Einreichung im Bundestag über einen Wahlvorschlag entschieden werden. Der Bundestag könne aber mit der Mehrheit von zwei Dritteln seiner Mitglieder von den Fristen der Geschäftsordnung abweichen. Mithin, so die Einschätzung der Bundestagsjuristen, wäre ein weiterer Wahlgang an diesem Dienstag noch möglich. Dafür kommt es jetzt auf eine politische Vereinbarung der Fraktionen an.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Baden-Württembergs SPD-Landeschef Andreas Stoch warnt vor weitreichenden Folgen. »Das ist kein guter Tag für die Demokratie in unserem Land. Das Bild, das dadurch auch international entsteht, schadet uns«, sagte Stoch. Er könne über die Gründe für das Scheitern von Merz nur spekulieren. Allerdings rechtfertigten weder eine persönliche Enttäuschung Einzelner noch abwegige strategische Erwägungen eine solche Entscheidung, sagte der SPD-Landeschef. Er appelliere an alle Beteiligten, ihrer Verantwortung für das Land gerecht zu werden.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Die Familie von Friedrich Merz saß während der Abstimmung auch auf den Rängen im Bundestag. Seine Frau Charlotte Merz und die Töchter Constanze Merz und Carola Cluesener hatten den besten Blick auf das Chaos.
Foto: Ralf Hirschberger / AFP
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Bundestag
Im Bundestag geht das Gerücht um, die Reichstagskantine sei völlig überfüllt. Kurzer Faktencheck ergibt: Fake News. Wer steht schon gerne für vertrocknete Buletten mit Kartoffelsalat an?
Foto: Konstantin von Hammerstein / DER SPIEGEL
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Janita Hämäläinen
Aus dem Bundestag
Es kommt Bewegung auf: Das Treffen der Fraktionsvorsitzenden von Union, SPD, Grünen und Linken findet hinter geschlossenen Türen statt.
Video: Janita Hämäläinen / DER SPIEGEL
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Merz will noch mal antreten – die Frage ist nur: wie oft?
Noch ist die Frage nicht geklärt, wann der zweite Wahlgang stattfinden soll. Die Fraktionen prüfen gerade rechtliche Fragen, ob die Mitglieder des Bundestags zu einer neuerlichen Abstimmung noch heute zusammentreten. Klar ist: Friedrich Merz wird im zweiten Wahlgang, diesmal vorgeschlagen von den Fraktionen der Union und der SPD, noch einmal antreten. Und auch im zweiten Wahlgang muss er die absolute Mehrheit der Mitglieder des Bundestags auf sich vereinen, also die »Kanzlermehrheit« erreichen. Der Bundestag hat in dieser Phase 14 Tage Zeit, einen Kanzler oder eine Kanzlerin zu wählen, auch wenn mehrere Abstimmungen dafür erforderlich sind.
Die Frage, die sich Merz unweigerlich stellen muss: Tritt er zu weiteren Abstimmungen an, wenn er auch im zweiten Wahlgang die Mehrheit nicht erreicht? Oder geht er sogar in einen dritten Wahlgang, der nach einer Frist von 14 Tagen möglich wäre? Dann würde die einfache Mehrheit reichen, es wäre also der Kandidat gewählt, der die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Merz wäre dann politisch allerdings wohl so beschädigt, dass ein solches Szenario schwer denkbar ist. Theoretisch kann der Bundestag auch einen anderen Kandidaten wählen – ein Bundestagsmandat ist nicht Voraussetzung, um wählbar zu sein. Allerdings setzen Union und SPD alles darauf, dass es im zweiten Wahlgang doch reicht.
Foto: Filip Singer / EPA
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Frustrierte Neinstimmen oder strukturelle Neinstimmen?
Die Frage der Abweichler ist übrigens vor allem nach vorn gedacht wichtig. Denn es geht im Kern um Folgendes: Sind das einmalige Frust-Neinstimmen aus der SPD, der Union, aus einer der zwei Fraktionen oder aus beiden – oder sind das strukturelle Neinstimmen gegen Merz und die Koalition. In letzterem Fall hätte man auch im zweiten Wahlgang ein erhebliches Problem und Merz würde ein großes Risiko eingehen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Grüne: »Das Vertrauen in Merz und Klingbeil ist erschüttert«
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, sagt vor der Presse: »Das ist heute eine historische Situation.« Es sei auch eine ernst zu nehmende Situation für das Parlament und das Land. »Das Vertrauen in Merz und Klingbeil ist erschüttert.« Die demokratischen Fraktionen müssten nun, wie es bereits geschehe, die Situation beraten. Sie präzisiert auf Nachfrage: »Das Schlimmste, was diesem Land jetzt passieren kann, sind Neuwahlen.«
Ihre Co-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge fügt hinzu: »Deutschland braucht eine stabile Regierung.« Es sei jedoch auch die Aufgabe von Merz und Klingbeil, Mehrheiten zu schaffen. »Wir, die Grünen, werden Friedrich Merz nicht wählen«, sagt Dröge und stellt die Frage, ob CDU und SPD überhaupt regierungsfähig wären. Eine Regierung könne nicht funktionieren, wenn sie bereits zum Start die Hilfe einer anderen Fraktion benötige.
Foto: Kay Nietfeld/ dpa
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Janita Hämäläinen
Aus dem Bundestag
Die Stimmung auf der Fraktionsebene: etwas ratloses Warten. Die Kameras bleiben startbereit, sollte noch jemand aus der Unionsfraktion aus der Tür schreiten.
Video: Janita Hämäläinen/ DER SPIEGEL
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Benjamin Schulz
Nachrichtenressort
Leitartikel: Die Suche nach Schuldigen muss ganz oben beginnen
Wer auch immer aus den Reihen der Koalition gegen Merz gestimmt hat, hat den Ernst der Lage nicht erkannt, kommentiert mein Kollege Jonas Schaible. Aber dafür, dass es so viel Groll gibt, sind Merz und Klingbeil verantwortlich. Den vollständigen SPIEGEL-Leitartikel lesen Sie hier.
Foto: Fabrizio Bensch / REUTERS
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Ex-Grünenministerin Künast spricht von »Donnerschlag«
Renate Künast war einst in der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder kämpferische Verbraucherschutz- und Agrarministerin und bis vor Kurzem im Bundestag noch Grünenabgeordnete. Heute war sie als neue Politpensionärin Gast ihrer Fraktion auf der Besuchertribüne, zusammen mit dem Parteikollegen und Ex-Umweltminister Jürgen Trittin, auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel von der CDU hat sie dort kurz getroffen.
Künast nennt das Scheitern von Merz im ersten Wahlgang im Gespräch mit dem SPIEGEL einen »Donnerschlag«. »Nicht nur für die Republik, auch für Merz, der mit seinem überbordenden Selbstbewusstsein die anderen Fraktionen, auch den Kanzler oft – ich sage es mal so – verbal in die Tonne getreten hat«, sagt Künast.
Renate Künast im Januar 2024. Foto: Marco Rauch / dpa
Manches, was Merz in der Vergangenheit gegen Grüne und SPD vorgetragen hätte, sei »fast schon rechtspopulistisch« gewesen, nun habe der CDU-Vorsitzende »offenbar noch nicht einmal die eigenen Leute zusammen halten können«, sagt die Grüne. Dann kommt der neue Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour vorbei, ebenfalls Grüner, eine kurze Umarmung der beiden. Wie es weitergehe? Er gehe davon aus, dass morgen der zweite Wahlgang erfolge, sagt er zu Künast.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Dietmar Bartsch (Linke) stempelt Merz’ Scheitern als »peinlich« ab.
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Maria Fiedler
Hauptstadtbüro
Wer waren die Abweichler?
Die große Frage ist jetzt: Wer hat Merz den Start in die Kanzlerschaft verhagelt? Wer aus Union und SPD hat gegen ihn gestimmt?
Die SPD wäscht ihre Hände in Unschuld, aber klar ist: Bei den Sozialdemokraten gab es einige leidenschaftliche Merz-Gegner – besonders nachdem er im Bundestag eine Mehrheit mit der AfD in Kauf genommen hatte. Zudem hat SPD-Chef Lars Klingbeil zuletzt viele Verletzungen verursacht, als er die Partei brutal auf sich ausgerichtet und altverdiente Sozialdemokraten zur Seite geschoben hat.
Trotzdem können die Neinstimmen auch aus der Unionsfraktion kommen. Merz hat bei der Kabinettsbildung nicht wenige vor den Kopf gestoßen, mächtige Landesverbände wie Niedersachsen gingen leer aus. Auch der Osten fühlt sich schlecht repräsentiert.
Dass es die Neinsager auf ein Scheitern von Merz angelegt haben, ist nicht gesagt. Womöglich wollten Einzelne nur einen kleinen Denkzettel für Merz. Nur wenn zu viele so denken, dann reicht es eben nicht für die Kanzlermehrheit.
Foto: Liesa Johanssen / Reuters
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Söder: Falscher Zeitpunkt für Streit und Schuldzuweisungen
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bittet die Abgeordneten, in sich zu gehen. »Es geht bei der Wahl des Bundeskanzlers nicht nur um die Person, sondern um eine ganze Regierung und am Ende die Stabilität der Bundesrepublik Deutschland«, sagt der CSU-Chef. Und weiter: »Deswegen ist es so wichtig, keine Spielchen, keine Denkzettel auszustellen, alte Rechnungen auszugleichen, sondern dran zu denken, was für alle auf dem Spiel steht.« Man solle nun ruhig, vernünftig und »cool« bleiben, »überlegen, was zu tun ist, damit es doch am Ende eine erforderliche und notwendige Mehrheit, eine Zustimmung zu einem Bundeskanzler Friedrich Merz und zu einer neuen Bundesregierung geben kann.« Es sei der falsche Zeitpunkt, zu streiten und Schuldzuweisungen zu machen. Er appelliert an alle Demokraten, eine stabile Regierung auf den Weg zu bringen.
Und warnt: Die »höhnischen Kommentare der AfD« zeigten, die Gefahr eines Scheiterns der neuen Regierung »kann ein Vorbote von Weimar sein, denn die Folgen sind unabsehbar«, sagt Söder.
Foto: dts Nachrichtenagentur / IMAGO
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Spahn-Auftritt schafft keine Klahrheit
Viel mehr Klarheit herrscht nach Jens Spahns Auftritt vor den Journalisten aber auch nicht. Fest stehe, dass Friedrich Merz von den Fraktionen der Union und der SPD gemeinsam für einen zweiten Wahlgang vorgeschlagen werde, sagt er. Und auch, dass Merz antrete. Wann der Wahlgang nach den Regularien der Geschäftsordnung stattfinden könne, befinde sich noch in Klärung zwischen den Fraktionen, sagt Spahn weiter. Ähnlich hatte sich zuvor Linkenfraktionschef Sören Pellmann geäußert. Man lasse sich rechtlich noch beraten, aber vorausgesetzt die Fraktion stimme zu, sei man zu einer Fristverkürzung bereit.
Ob ein weiterer Wahlgang heute noch stattfinden könnte, ließen Spahn und Pellmann offen. Was dafür sprechen würde: Merz hat für morgen eigentlich schon Antrittsbesuche in Paris und Warschau geplant, am Donnerstag findet im Bundestag eine Gedenkstunde zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus statt. Der Terminplan ist also ohnehin schon sehr eng gesetzt.
Carsten Linnemann (CDU) sagt Ähnliches wie Fraktionschef Spahn. Es seien »keine einfachen Zeiten«, sagt der CDU-Generalsekretär bei Phoenix. Man gehe jetzt in den zweiten Wahlgang »und hoffentlich vielleicht sogar doch noch heute«. Er finde, spätestens morgen solle erneut abgestimmt werden, »aber Freitag wäre mir schon zu lang«.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Verband der Jungunternehmer: »Parteipolitische Ränkespiele gefährden den Wohlstand unseres Landes«
Der Verband der Jungunternehmer spricht nach den Geschehnissen im Bundestag von einem fatalen Signal. »In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wachsender Bürokratie, internationaler Standortkonkurrenz sowie internationaler Kriege und Konflikte braucht Deutschland eine verlässliche Führung«, sagt Verbandschef Thomas Hoppe. »Parteipolitische Ränkespiele gefährden den Wohlstand unseres Landes, mehren die Politikverdrossenheit und sind Wasser auf die Mühlen der Extremisten im Land.«
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) setzt trotz des vorläufigen Scheiterns der Kanzlerwahl auf eine zügige Bildung einer neuen Bundesregierung. »Ich finde das, was heute passiert, ist unverantwortlich«, sagte die SPD-Politikerin.
Als Ministerpräsidentin eines ostdeutschen Bundeslands wisse sie, wie schwer es gerade vor Ort sei. In den vergangenen Tagen sei intensiv dafür gearbeitet worden, eine gute, stabile Regierung bilden zu können und den Menschen Antworten geben zu können. Sie wünsche sich jetzt, dass dies so zügig wie möglich auch möglich sei. Schwesig war auf SPD-Seite an den Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU beteiligt.
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Marc Röhlig
Hauptstadtbüro
Die Linke schwankt zwischen Schadenfreude und staatstragender Haltung
Die ersten Töne aus der Linksfraktion – siehe die Parteivorsitzenden Ines Schwerdtner und Jan van Aken oder der kommissarische Fraktionsvorsitzende Sören Pellmann – mögen voller Härte gewesen sein. Doch es gibt auch Stimmen, die Merz' Scheitern nüchterner betrachten. Bodo Ramelow etwa. Er wagt sich weit hervor und verspricht, die Linke trete dafür ein, »dass die Zweidrittelmehrheit auch zustande kommt aus der Mitte des Hauses«. Und: »Wir werden auch als Linke mitwirken, dass die Zweidrittelmehrheit zustande kommt und damit morgen hoffentlich zu einer Wahl der Bundestag zusammentreten kann und zusammentreten wird.«
Dass der Mittwoch der Linken besser gelegen ist als etwa der Freitag als Termin für einen neuen Wahlgang, liegt daran, dass die Partei am Freitag und Samstag in Chemnitz zum Parteitag zusammenkommt. Eine Abstimmung im Bundestag ohne große Teile der Fraktion wäre, nun ja, sehr unhöflich. »Ich bin ziemlich sauer, um das mal so zu sagen. Das hätte nicht passieren dürfen«, sagte Ramelow. Union und SPD hätten ihre Mehrheit sichern müssen. Er warnte davor, dass die AfD ein Chaos ausnutze.
Auch Christian Görke, kommissarischer Fraktionsgeschäftsführer der Linken, kritisiert die mangelhafte Planung von Union und SPD. Beide Fraktionen hätten sich nicht um Parlamentsarbeit gekümmert, keine rechtlichen Szenarien geprüft und nichts mit den übrigen Fraktionen besprochen, so Görke gegenüber dem SPIEGEL. »Das ist jetzt ein Problem.«
Dass vor allem Ramelow so staatstragend argumentiert, ist wenig überraschend. Als bislang einziger linker Ministerpräsident (noch dazu in Thüringen) weiß er, wie schwer es ist, Ruhe in ein Parlament mit hohem AfD-Anteil zu bekommen. Und Verantwortung über das Parteibuch hinaus kennt er, seit er 2022 als Bundesratspräsident protokollarisch vorübergehend Frank-Walter Steinmeier als Staatsoberhaupt vertrat. Nun fungiert er als Bundestagsvizepräsident. Stellt sich die Frage, ob er genug Einfluss hat, innerhalb der Linksfraktion tatsächlich Wohlwollen für Merz zu erzeugen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Der saarländische CDU-Vorsitzende Stephan Toscani fordert eine zügige Entscheidung. »Es muss jetzt schnell einen zweiten Wahlgang geben. Die Lösung der Probleme in unserem Land duldet keinen Aufschub und kein Taktieren«, sagte Toscani der Nachrichtenagentur dpa in Saarbrücken. Toscani, der auch Vorsitzender der CDU-Fraktion im Saar-Landtag ist, fügte hinzu: »Als Union stehen wir geschlossen hinter unserem Kanzlerkandidaten und zu der Verantwortung für unser Land.«
Hamburgs CDU-Landes- und Fraktionschef Dennis Thering sieht im Scheitern seines Bundesvorsitzenden Friedrich Merz bei der Kanzlerwahl eine schwere Belastung für die Demokratie. »Dass bei der Wahl des Bundeskanzlers die erforderliche Mehrheit verfehlt wurde, ist ein beispielloser Vorgang für unser Land und spielt mit Sicherheit den falschen Kräften in die Hände.« In Zeiten großer Unsicherheit sei dies »das völlig falsche Signal«, sagte Thering. »Deutschland braucht eine handlungsfähige Regierung, und persönliche Animositäten müssen jetzt in den Hintergrund treten.« In einem zweiten Wahlgang sollte deshalb eine klare Mehrheit stehen.
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Bundestag
Spahn: »Wir sind vorbereitet«
Jens Spahn spricht. »Wir wussten, dass diese Situation eintreten kann. Entsprechend sind wir vorbereitet«, sagt er. Man werde Friedrich Merz für einen weiteren Wahlgang vorschlagen. Jetzt geht es darum, wann dieser nächste Wahlgang stattfinden kann. Darüber sei man noch in Gesprächen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
In all dem Chaos ein kleines, aber feines Detail von heute, das ich niemandem vorenthalten möchte.
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Anna Reimann
Hauptstadtbüro
Linken-Fraktionschef: »Historische Klatsche« für Merz
Sören Pellmann, kommissarischer Fraktionschef der Linken, sieht »großes Chaos«, schon bevor die neue Merz-Regierung überhaupt im Amt ist. »Angesichts der multiplen Krisen im Land brauchen wir jetzt eine stabile Regierung. Und wir sehen: Merz kann es nicht. Wie soll jemand, der nicht einmal seine eigene Regierungsmehrheit organisieren kann, das Land wieder in sichere Fahrwasser bringen?«
Merz habe eine »historisch einmalige Klatsche für seinen Pakt mit der AfD in der Flüchtlingspolitik und das Brechen seiner Wahlversprechen bekommen«. Dieses Agieren sei offensichtlich »einigen der Mitglieder seiner eigenen Koalition schon nicht mehr zumutbar«, sagt Pellmann.
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Janita Hämäläinen
Linkenchef Jan Van Aken freut sich – nach kurzem Nachdenken – ebenfalls über die Merz-Blamage. Ein wenig Sorge um die daraus folgende Instabilität zeigt er dennoch. »Merz und Klingbeil wurden abgewatscht«, sagt er.
Video: Benjamin Eckert / DER SPIEGEL
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Bundestag
Wadephul will keine Panik verbreiten
Johann Wadephul, der designierte Außenminister, will einen Kaffee trinken. Heute Nachmittag war die Amtsübergabe im Auswärtigen Amt geplant, seine Familie ist angereist, aber daraus wird nun nichts. Wadephul strebt also auf der Fraktionsebene des Reichstages zum Aufzug, aber er kommt nicht zu seinem Kaffee. Sobald ihn die Presse entdeckt, werden ihm Dutzende Mikrofone vor das Gesicht gehalten.
Wadephul ist ein besonnener Mann, er will keine Panik verbreiten. »Ärgerlich« sei das, was hier gerade passiert ist, sagt er in norddeutscher Untertreibung. Ärgerlich zwar, aber so sei das nun einmal in der Demokratie. »Abgeordnete sind eben keine Abstimmungsmaschinen«, sagt er. Nun müsse eben noch mal abgestimmt werden, und dann würde es für Merz schon reichen.
Foto: Konstantin von Hammerstein / SPIEGEL
Ach ja, und noch etwas: Dass ein Kandidat bei so einer Wahl beim ersten Mal durchfalle, sei ja nun wirklich nichts Außergewöhnliches. Da müsse man nur in die Bundesländer blicken oder ins benachbarte Ausland. Nur keine Panik, wird schon gut gehen. Das ist die Botschaft des Mannes, der fest damit gerechnet hatte, heute Nachmittag als Außenminister vereidigt zu werden. Dann hat er sich irgendwann zum Aufzug vorgekämpft. Die Türen öffnen sich, Wadephul verschwindet. Endlich Kaffee trinken.
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Florian Gathmann
Redakteur im Hauptstadtbüro
In politisch so aufregenden Zeiten muss man auch mal die kleinen Dinge loben: In Schloss Bellevue gibt es für die wartenden Journalisten nicht nur Kaffee und Wasser – sondern nun auch ofenwarme Butterbrezeln!
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Weiter Beratungen auf Fraktionsebene
Auf der Fraktionsebene weiterhin Gewusel. Die parlamentarischen Geschäftsführer sondieren, wann der nächste Wahlgang stattfinden könnte. Die Bundestagsfraktionen von CDU und CSU würden demnach gemeinsam mit der SPD-Fraktion einen gemeinsamen Vorschlag zur Wahl von Friedrich Merz einbringen. Die AfD hat dem Vernehmen nach dem Bundestagspräsidium gegenüber signalisiert, dass sie auch einer zweiten Abstimmung noch an diesem Dienstag zustimmen könnte. Die Verhandlungen zwischen den Fraktionen laufen allerdings nach Informationen des SPIEGEL ohne die AfD. Sowohl bei der Union als auch bei der SPD wurde bislang der Mittwoch als nächster möglicher Termin genannt. Über das Ergebnis der Abstimmung zwischen den Geschäftsführern sollen zunächst die Fraktionen informiert werden.
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Präsidialamt: Zweiter Wahlgang heute möglich
Die Sprecherin des Bundespräsidenten hat gerade im Großen Saal von Schloss Bellevue vor den ausharrenden Journalisten gesagt, dass ein Wahlgang im Laufe des Tages weiterhin möglich sei. Dazu sprächen gerade die Fraktionen im Bundestag miteinander.
Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpa
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Wer sich über das Scheitern offen freut, ist AfD-Politiker Maximilian Krah. Egal, wie die Konsequenzen für das Land aussehen.
Maximilian Krah, AfD. Benjamin Eckert / DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Politikwissenschaftler: Zauber des Anfangs ist verpufft
Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte sieht einen Dämpfer für die angestrebte Schwarz-Rote-Koalition. CDU-Chef Friedrich Merz habe jetzt ein Glaubwürdigkeitsproblem, dass er beim ersten Wahlgang nicht gewählt worden sei, sagte Korte im TV-Sender Phoenix. »Die Startmöglichkeiten für ihn, mit vielleicht auch Zauber des Anfangs daherzukommen, die sind verpufft.«
Zugleich sei aber ein solides Regieren auch nach einer Kanzlerwahl im zweiten oder einem dritten Wahlgang möglich, machte Korte deutlich. Er wies darauf hin, dass bei Ministerpräsidentenwahlen in Landtagen wiederholt mehrere Wahlgänge erforderlich gewesen seien. Die Wählerinnen und Wähler würden Dinge auch schnell vergessen. Wenn durch die Regierungsarbeit bis Herbst einige Vorhaben auf den Weg gebracht würden, könne sich dies ausgleichen. Jedoch: »Mehrheiten muss man machen, sie sind nicht einfach da.«
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Maria Fiedler
Hauptstadtbüro
Was wurde aus der politisch stabilen Bundesrepublik?
Auf den Tag genau sechs Monate ist das Ampel-Aus jetzt her. Am 6. November brach die Koalition aus SPD, Grünen und FDP. In einer denkwürdigen Pressekonferenz schob Kanzler Olaf Scholz seinem Finanzminister Christian Lindner die Schuld für das Scheitern zu. Es war ein politisches Beben. Heute, am 6. Mai, wieder Chaos. Eigentlich gilt Deutschland als Hort der politischen Stabilität. Doch damit scheint es nun vorbei. Auch wenn Merz im zweiten Wahlgang zum Kanzler gewählt wird: Das Desaster im Bundestag zeigt, wie bröckelig seine schwarz-rote Mehrheit ist.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer spricht im Bundestag unaufhörlich in ihr Handy, nimmt immer wieder Passagen neu auf. Sie habe auf der Tribüne des Bundestags gesessen, neben Botschaftern aus anderen Ländern. »Die dachten, was geht denn hier gerade ab«, spricht sie in ihr Handy und filmt sich dabei. Es sei »mucksmäuschenstill« gewesen im Plenum, als die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner das Ergebnis des ersten Wahlgangs verlesen habe.
Foto: Severin Weiland / DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Brantner: CDU und SPD müssen sich beweisen
»Wir wünschen uns für Europa und Deutschland eine handlungsfähige Regierung«, sagte die Grünenvorsitzende Franziska Brantner der Nachrichtenagentur dpa. Bedauerlicherweise hätten Friedrich Merz (CDU) und der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil dafür die Mehrheit ihrer eigenen Fraktionen nicht sichern können. »Sie müssen nun beweisen, dass sie das jetzt, aber auch für vier Jahre können«, fügte sie hinzu.
Foto: Michael Kappeler / dpa
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Florian Gathmann
Redakteur im Hauptstadtbüro
Falls sich jemand fragt, was Staatsoberhaupt Steinmeier nun tun wird: Sollte man sich im Bundestag auf einen zweiten Wahlgang heute oder in den kommenden Tagen einigen, wird er sich nicht öffentlich äußern, ist aus dem Präsidialamt zu hören – andernfalls schon.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Wer regiert denn jetzt?
Olaf Scholz (SPD) hatte gestern seinen großen Zapfenstreich, Friedrich Merz (CDU) wollten die Abgeordneten heute nicht zum neuen Bundeskanzler wählen. Wer ist denn dann jetzt gerade Kanzler?
Nach dem Scheitern von Friedrich Merz bekommt Scholz eine ungeplante Verlängerung. Denn Artikel 69 Grundgesetz bestimmt, dass der Bundeskanzler die Amtsgeschäfte »bis zur Ernennung seines Nachfolgers« weiterführt. Dazu ist er verpflichtet. Auch die Ministerinnen und Minister des Bundeskabinetts bleiben vorerst geschäftsführend im Amt.
Scholz muss erst mal weiter Kanzler sein. Foto: Ebrahim Noroozi / AP
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Weidel rechnet für Mittwoch mit zweitem Wahlgang
Im Bundestag machen Gerüchte die Runde, der zweite Wahlgang könnte noch heute stattfinden. Die AfD-Co-Fraktionschefin Alice Weidel wird im Medienbereich danach gefragt, ob ihre Fraktion einer dafür notwendigen Fristverkürzung zustimmen würde. »Ja«, sagt sie.
Weidel geht eigenen Angaben zufolge aber davon aus, dass der zweite Wahlgang zur Kanzlerwahl erst am Mittwoch stattfinden werde. Dafür sei die »Unordnung« in den künftigen Koalitionsfraktionen aus Union und SPD zu groß, behauptet Weidel.
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Anna Reimann
Hauptstadtbüro
Bundestagspräsidentin Klöckner sucht Raum zum Reden
Julia Klöckner (CDU) irrt auf der Fraktionsebene im Bundestag herum. Die Bundestagspräsidentin sucht einen Raum, um mit Vertretern der Fraktionen zu sprechen. Wie es heute weitergeht, ist unklar.
Foto: Fabrizio Bensch/ REUTERS
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Sophie Garbe
Hauptstadtbüro
Übrigens: Genau heute vor sechs Monaten zerbrach die Ampelkoalition. Deutschland erlebt damit innerhalb eines halben Jahres die zweite politische Ausnahmesituation.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
SPD-Abgeordneter Stegner warnt vor Chaos im Land
Ralf Stegner (SPD) gehört dem linken Flügel seiner Partei an. Dem Bundestagsabgeordneten aus Schleswig-Holstein steht der Ausgang des ersten Wahlgangs ins Gesicht geschrieben. »Ich gehe davon aus, dass die SPD-Fraktion geschlossen für Merz gestimmt hat«, sagt er zum SPIEGEL, während er für ein TV-Interview im Medienbereich des Bundestags verkabelt wird. »Wir haben ja keine Alternative, sonst stürzt das Land ins Chaos«, sagt Stegner und hofft auf einen Erfolg im zweiten Wahlgang bei der Kanzlerwahl.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Ines Schwerdtner (Linke) sieht das wohl anders als Göring-Eckardt.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Katrin Göring-Eckardt(Grüne) warnt davor, sich über das aktuelle Chaos zu freuen.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
AfD-Chef Chrupalla spricht von »einem guten Tag«
Die AfD-Fraktionschefs Alice Weidel und Tino Chrupalla werden von einer sehr großen Runde von Journalisten nach dem Ausgang des ersten Wahlgangs befragt. Hier wird deutlich: Die größte Oppositionspartei mit 152 Abgeordneten hat medial auch an Aufmerksamkeit gewonnen. Beide freuen sich, strahlen. Chrupalla spricht von »einem guten Tag«.
Weidel sagt in ihrer typischen Rhetorik: »Der Wahlbetrüger und Lügner Friedrich Merz ist im ersten Wahlgang gescheitert.« Das sei ein Zeichen für die »Instabilität in einer künftigen Regierung«. Man sollte nun einen »Schnitt« machen, »um das langsame Sterben von Friedrich Merz sofort zu beenden«, und den Weg »für Neuwahlen frei machen«, sagte Weidel.
Foto: dts Nachrichtenagentur/ IMAGO
Als Weidel danach gefragt wird, ob ihre Fraktion auch einer Fristverkürzung und damit einem zweiten Wahlgang noch heute zustimmen würde, sagt sie: »Ja«, dazu sei ihre Fraktion bereit, aber die »Unordnung« sei so groß in den künftigen Koalitionsfraktionen, dass sie erst am Mittwoch mit dem zweiten Wahlgang rechne.
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Was sich wohl Altkanzlerin Angela Merkel gerade denkt, die auf der Besuchertribüne im Bundestag die gescheiterte Wahl von Merz im ersten Durchgang miterleben konnte?
Foto: Frederic Kern/ Future Image/ IMAGO
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Özdemir: »Kein guter Tag für das Land«
Cem Özdemir, scheidender Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, wirkt in einer ersten Reaktion auf das historische Scheitern von Merz ratlos. Das Interview im Video.
Video: Benjamin Eckert / DER SPIEGEL
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Dass sich die wartenden Journalisten weiterhin im Großen Saal von Schloss Bellevue aufhalten dürfen, spricht dafür, dass man im Präsidialamt das weitere Prozedere noch nicht einschätzen kann.
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Christian Teevs
Hauptstadtbüro
Klingbeil: »Auf uns ist Verlass«
SPD-Chef Lars Klingbeil sagte in der Fraktion gerade laut Teilnehmern, er habe »nicht den geringsten Hinweis, dass die SPD nicht vollständig gestanden hat«. 85 Prozent Zustimmung beim Mitgliedervotum seien ein Auftrag an die Fraktion, und sie erfülle diesen. »Auf uns ist Verlass«, beteuerte Klingbeil. Klar, was soll er anderes sagen?
Foto: Hannibal Hanschke/ EPA
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Zum ersten Mal in der Geschichte fällt mit Friedrich Merz ein designierter Kanzler im ersten Wahlgang durch. Die Fotos eines außergewöhnlichen Tages (hier gibt es noch mehr):
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Alice Weidel spricht bereits von Neuwahlen. Friedrich Merz (CDU) solle sich zurückziehen, sagt die Chefin der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD.
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Kein zweiter Wahlgang am Dienstag
In der Unionsfraktion wird das weitere Vorgehen so erklärt: Im ersten Wahlgang habe der Bundestag über einen Wahlvorschlag des Bundespräsidenten abgestimmt. Für einen zweiten Wahlgang könnte der Wahlvorschlag aus der Mitte des Bundestags kommen. In diesem Fall gilt eine Ladungsfrist von 48 Stunden, deswegen werde es an diesem Dienstag keinen weiteren Wahlgang geben. Wenn sich die Fraktionen auf einen Fristverzicht einigen, könnte der zweite Wahlgang am Mittwoch stattfinden. Der reguläre Termin mit Fristwahrung wäre am Freitag. Die Fraktionen beraten demnach derzeit.
Foto: Sebastian Gollnow/ dpa
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Anna Reimann
Hauptstadtbüro
Linke plädiert für zweiten Wahlgang am Mittwoch
Die Linke will am Mittwoch erneut wählen lassen. »Wir sind für einen zweiten Wahlgang morgen. Freitag hat die Linke ihren Bundesparteitag«, erklärte der kommissarische Fraktionsvorsitzende Sören Pellmann gegenüber dem SPIEGEL. »Wir ermöglichen einen Fristverzicht«, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Christian Görke.
Wenn sich die Fraktionen mit einer Zweidrittelmehrheit auf einen Fristverzicht einigen, könnte der zweite Wahlgang am Mittwoch stattfinden. Der reguläre Termin mit Fristwahrung wäre am Freitag. Die Fraktionen beraten derzeit.
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Christian Teevs
Hauptstadtbüro
Fassungslosigkeit in der SPD-Fraktion
In der SPD herrscht Entsetzen. »Unverantwortlich« sei es, dass Merz im ersten Wahlgang durchgefallen sei, schreibt mir ein lang gedienter Abgeordneter. Die Genossen bemühen sich zu beteuern, dass sie es nicht gewesen seien. »Wir gehen bei uns von voller Zustimmung aus«, heißt es aus Parteikreisen. Gefehlt habe auch niemand. Ein Abgeordneter schiebt die Schuld der Union zu: Er vermute die Abweichler bei CDU und CSU, damit die SPD schlecht aussehe. Das dürfte noch ein hässliches Blame Game werden in den kommenden Tagen.
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Solveig Grothe
Geschichtsressort
Historisch: Wer stimmte gegen Schröder?
Ein besonders bemerkenswertes Ergebnis erzielte 1998 Gerhard Schröder (SPD): Obwohl die rot-grüne Koalition nur 345 Abgeordnete umfasste, wurde er mit 351 Stimmen gewählt. Es war das erste Mal, dass ein deutscher Bundeskanzler ganz offensichtlich auch Stimmen aus der Opposition bekam. Im Sitzungsprotokoll ist vermerkt, dass der Beifall nach der Ergebnisverkündung nicht nur von SPD und Bündnis90/Die Grünen, sondern auch von den PDS-Bänken kam. Vier Jahre später war das ganz anders: Die Koalition umfasste 306 Sitze, Schröder erhielt 305 Stimmen, was eine sofortige Suche nach dem Abweichler auslöste.
Foto: dpa / picture-alliance
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Das Wort Staatskrise will im Bundespräsidialamt niemand hören. Es wird darauf verwiesen, dass man mit Frank-Walter Steinmeier ein amtierendes Staatsoberhaupt habe, das mit allen relevanten politischen Akteuren und Institutionen im Gespräch sei.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Dax rutscht ins Minus
Friedrich Merz’ Schlappe wirkt sich offenbar direkt auf die Börse aus. Der Dax rutscht weiter ins Minus, nachdem der CDU-Chef bei der Wahl zum Bundeskanzler im ersten Wahlgang gescheitert ist. Der deutsche Leitindex fällt um mindestens 1,1 Prozent auf 23.083 Punkte, nach einem zunächst freundlichen Handelsstart.
Foto: Arne Dedert/ dpa
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Videoanalyse: Merz bekommt nicht genug Stimmen aus dem eigenen Lager
Die Stimmung im Plenarsaal ist angespannt. Hauptstadt-Korrespondent Konstantin von Hammerstein mit einer ersten Einschätzung der Lage im Video.
Video: Ben Eckert / DER SPIEGEL
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Jonas Schaible
Hauptstadtbüro
Aus dem Fraktionssaal der Union dringt anhaltender Applaus nach draußen, sehr lange. Die Abgeordneten haben dem im ersten Wahlgang gescheiterten Kanzlerkandidaten stehend applaudiert, berichten Abgeordnete.
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Jonas Schaible
Hauptstadtbüro
Merz geht in die Fraktion
Friedrich Merz geht jetzt in den Fraktionssaal. Bis eben hat er sich beraten. SPD-Chef Lars Klingbeil war bis gerade auch dabei. Was war das alles? »Wahnsinn«, sagt ein Abgeordneter.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
AfD erteilt »Einverständnis« für neue Abstimmung am Mittwoch
Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, Bernd Baumann, kommt in den Medienbereich des Bundestags. Er rechnet damit, dass der zweite Wahlgang zur Kanzlerwahl erst morgen stattfindet. Er habe soeben in einer Runde der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner mit den Ersten Parlamentarischen Fraktionsgeschäftsführern der anderen Parteien für die AfD sein »Einverständnis« für die Abstimmung am Mittwoch erteilt. »Wir wollen ja jetzt wissen, was ist«, sagt Baumann.
Er selbst habe nicht damit gerechnet, dass Merz im ersten Wahlgang scheitere. Baumann freut sich. »Ich hoffe, dass die nicht abgegebenen Stimmen aus den Reihen von CDU und CSU kommen, von Abgeordneten, die der Ansicht sind, dass es so mit der Union nicht weitergehen kann«, sagt Baumann dem SPIEGEL.
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Marc Röhlig
Hauptstadtbüro
Linkenchefs sehen Wahlniederlage als Ergebnis von Merz' AfD-Abstimmung
Bei den Linken sorgt die Wahlniederlage erwartbar für Häme. »Wenn er noch nicht mal das Vertrauen von seinen eigenen Leuten in der Berliner Blase bekommt, wie soll er dann das Vertrauen der Menschen gewinnen, die mit den realen Problemen des Alltags kämpfen«, sagt Parteichef Jan van Aken. Merz gelinge es nicht zu verbinden, sondern nur zu spalten. Und seine Co-Chefin Ines Schwerdtner sekundiert: »SPD und CDU sollten das Votum ernst nehmen. Alles andere fördert nur weiter die sowieso steigende Politikverdrossenheit.«
Schwerdtner erinnert an die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD noch im alten Bundestag. Damals noch Unionsfraktionsführer, wollte Merz ein Zeichen für eine härtere Migrationspolitik durchsetzen. »Es war von Anfang an ein Fehler von Merz, das Vertrauen der demokratischen Parteien zu verspielen und mit den Faschisten zu paktieren«, sagt nun Schwerdtner. »Er hat die Brandmauer eingerissen und bekommt nun die Rechnung.«
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
Nachdem zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland der designierte Kanzler die notwendige Mehrheit im ersten Wahlgang verfehlt hat, ist die Frage: Wie schwer wiegt das? Angesichts der angespannten innen- und außenpolitischen Lage macht jedenfalls unter Journalisten bereits das Wort Staatskrise die Runde.
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Auf der Fraktionsebene im Reichstagsgebäude hat sich im Nordturm eine große Traube von Journalisten gebildet. In Raum 3 N 019 hat der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU ein Büro und die Fraktion Beratungsräume. Hierhin hat sich Friedrich Merz zurückgezogen nach seiner Niederlage im ersten Wahlgang. Thorsten Frei, designierter Kanzleramtsminister, ist dazugestoßen, auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Die Fraktion soll zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Ein weiterer Wahlgang, so heißt es aus der Fraktion, wäre nur möglich, wenn alle Fraktionen auf die Einhaltung von Fristen verzichten. In der Diskussion ist der Freitag.
Foto: Paul-Anton Krüger / DER SPIEGEL
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Jonas Schaible
Hauptstadtbüro
Die Unionsfraktion hat sich zur Beratung in den Fraktionssaal zurückgezogen. Noch sind aber nicht alle da. Es wird viel geredet. Wann immer sich die Tür öffnet, sieht man Abgeordnete eifrig diskutieren. Man sei vollzählig, heißt es.
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Jonas Schaible
Hauptstadtbüro
Angela Merkel hat vor ein paar Minuten die Ehrentribüne im Plenarsaal verlassen. Sie stoppte für einen kurzen Plausch mit Verena Hubertz, die nun erst mal doch noch nicht Bauministerin wird. Niederlage im ersten Wahlgang: Merkel ist so etwas nicht passiert.
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Florian Gathmann
Hauptstadtbüro
In Schloss Bellevue, wo sich Dutzende Journalisten inklusive Fotografen und Kamerateams versammelt haben, um der Ernennung des neuen Kanzlers durch den Bundespräsidenten beizuwohnen, herrscht Verwirrung. Keiner weiß im Moment, ob und wie es hier weitergeht, nachdem Merz die Kanzler-Mehrheit im Bundestag verfehlt hat. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, so heißt es, berate sich derzeit im kleinsten Kreis zum weiteren Prozedere.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Erstmals Kanzlerwahl im ersten Wahlgang gescheitert
Es ist ein Novum: Noch nie ist nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen ein designierter Kanzler im ersten Wahlgang gescheitert.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Wie es nun laut Grundgesetz weitergeht
Merz scheitert im ersten Wahlgang. Das Grundgesetz regelt auch diesen Fall. In Artikel 63, der die Regeln für die Kanzlerwahl enthält, ist festgehalten: »Wird der Vorgeschlagene nicht gewählt, so kann der Bundestag binnen 14 Tagen nach dem Wahlgang mit mehr als der Hälfte seiner Mitglieder einen Bundeskanzler wählen.«
Sollte Merz den Eindruck gewinnen, er könnte in einem zweiten Wahlgang mehr Erfolg haben als im ersten, kann er jederzeit wieder antreten. Innerhalb der zweiwöchigen Frist kann es beliebig viele Wahlgänge mit verschiedenen Kandidatinnen und Kandidaten geben. Aber auch sie benötigen die absolute Mehrheit von mindestens 316 Stimmen, um gewählt zu werden.
Schafft das niemand, dann werden im nächsten Schritt die Anforderungen gesenkt. Nun reicht für die Wahl die einfache Mehrheit. Im Grundgesetz heißt es: »Kommt eine Wahl innerhalb dieser Frist nicht zustande, so findet unverzüglich ein neuer Wahlgang statt, in dem gewählt ist, wer die meisten Stimmen erhält.«
Wenn der oder die Gewählte die Kanzlermehrheit erhält, muss der Bundespräsident ihn oder sie innerhalb von sieben Tagen nach der Wahl ernennen. Bei einer Wahl nur mit einfacher Mehrheit kann der Bundespräsident alternativ auch binnen sieben Tagen den Bundestag auflösen und eine Neuwahl ansetzen.
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Omid Nouripour von den Grünen ist einer der Vizepräsidenten des neuen Bundestags. Kaum ist der erste Wahlgang für die Kanzlerwahl von Friedrich Merz gescheitert, wird er im Medienbereich des Bundestags von Journalisten gefragt, ob nun die Grünen im nächsten Wahlgang mit aushelfen müssten. Nouripour sagt, Union und SPD hätten »eine eigene Mehrheit«. Und: »Ich hoffe, sie kriegen das Problem schnell gelöst«, sagt er.
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Alexander Schmitt
Crossmedia-Ressort
Die Stimmung im Bundestag ist angespannt. Das ist auch Parlamentspräsidentin Julia Klöckner anzumerken, als sie das Ergebnis des ersten Wahlgangs verliest. Friedrich Merz ist nicht zum Bundeskanzler gewählt: 310 Jastimmen hat er bekommen, 316 hätte er gebraucht. Die Sitzung wird zunächst unterbrochen.
Video: Reuters / Deutscher Bundestag
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Über Merz’ Kanzlerschaft hängt schon jetzt ein Schatten
Es hatte sich abgezeichnet. Wenige Minuten vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses stand Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hinter ihrem Sitz mit den Managern der Parteien zusammen. Ernste Gesichter, ernste Diskussion. Etwas schien passiert zu sein, was die Regisseure dieses Tages nicht vorhergesehen hatten. Dann Bekanntgabe des Ergebnisses. Merz versucht zu lächeln, aber er weiß wohl schon, dass er verloren hat. Er steht auf und verlässt mit seinem Tross den Saal. Es ist eine bittere Niederlage. Auch wenn er im zweiten oder dritten Durchlauf jetzt doch gewählt wird, hängt nun ein Schatten über dem Beginn seiner Kanzlerschaft.
Foto: Liesa Johannssen / REUTERS
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Janita Hämäläinen
Und so reagiert Friedrich Merz auf das Ergebnis der Wahl.
Video: Janita Hämäläinen / DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Kanzlerwahl scheitert im ersten Wahlgang
Friedrich Merz (CDU) verpasst die Wahl zum Bundeskanzler im ersten Wahlgang. Die Abgeordneten stimmten nicht mehrheitlich für Merz. Er hätte 316 Stimmen gebraucht. CDU/CSU (208) und SPD (120) verfügen zusammen über 328 Mandate. 12 mehr, als für die Mehrheit benötigt.
Insgesamt wurden 621 Stimmen abgegeben.
Jastimmen: 310
Neinstimmen: 307
Enthaltungen: 3
Ungültig: 1
Foto: Michael Kappeler / dpa
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Weiland, Severin
Hauptstadtbüro
Die Cafeteria auf der Plenarebene des Bundestags ist ein demokratischer Ort.Alle sitzen hier an Tischen nah beieinander, Abgeordnete, Journalisten.Etwa die AfD-Politikerin Beatrix von Storch mit drei ihrer Kollegen, gleich nebenan an einem weiteren Tisch der künftige Bundesinnenminister Alexander Dobrindt.Noch ist er nicht vereidigt. Er hat Familie mitgebracht. Am Nebentisch sitzen zwei seiner Personenschützer. Seinem jungen Sohn – lange Haare, dunkelblauer Anzug, weiße Sneakers – holt der CSU-Politiker von der Theke eine Flasche Coca-Cola – mit Strohhalm.
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Solveig Grothe
Geschichtsressort
Historisch: »Et hett noch immer jot jejange!«
Neun Personen hatten das Amt des deutschen Bundeskanzlers bereits inne. Alle Kanzler und auch die Kanzlerin wurden dabei gleich im ersten Wahlgang gewählt. Allerdings wurde es direkt bei der ersten Wahl von Konrad Adenauer (CDU) 1949 denkbar knapp: Erforderlich ist jeweils die absolute Mehrheit der Stimmen des Bundestags, also mindestens eine Stimme mehr als die Hälfte der Abgeordneten.
Konrad Adenauer (CDU) 1949. Foto: AP
Und Adenauer bekam tatsächlich auch nur eine Stimme mehr. Und dies wiederum auch nur nach einer sehr wohlwollenden Entscheidung: Die Abgeordneten sollten ein Ja, ein Nein oder bei Enthaltung nichts auf den Stimmzettel schreiben. Drei Personen hatten das Prinzip offensichtlich nicht verstanden und »Adenauer« auf den Zettel geschrieben. Nach kurzer Beratung ließ das Plenum die Stimmen aber gelten. Dabei hätte es so knapp gar nicht sein müssen: Adenauers Koalition umfasste acht Abgeordnete mehr als die Hälfte. »Et hett noch immer jot jejange!«, soll der Kölner nach der Ergebnisverkündung zu seinem Sitznachbarn gesagt haben.
Einigermaßen knapp war es übrigens auch bei Helmut Schmidt (SPD) 1976 und Helmut Kohl (CDU) 1994. Sie wurden jeweils mit nur zwei Stimmen Mehrheit gewählt, Willy Brandt (SPD) 1969 mit drei Stimmen Mehrheit.
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Die längste Fan-Schlange bildet sich wohl bei Astronaut Alexander Gerst. Aktivistin Luisa Neubauer ist auch da, allerdings offenbar ohne ein Pappschild; damit hatte sie bei der Sicherheitskontrolle am Eingang Schwierigkeiten. Es ist nicht klar, was draufstand. »Es ist schwer, Aktivistin zu sein«, sagte sie bei der Kontrolle.
Foto: Janita Hämäläinen / DER SPIEGEL
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Schwarz-Grün lebt, auch wenn diese Koalitionskombination jetzt nicht zum Zuge gekommen ist. Merz hat noch geduldig lächelnd ein paar Selfies mit Abgeordneten über sich ergehen lassen, dann hat er den Plenarsaal verlassen. Da steht Britta Haßelmann auf. Die grüne Fraktionschefin schlendert zur Bundesratsbank, steigt eine Stufe nach oben und fällt Daniel Günther um den Hals. Küsschen rechts, Küsschen links mit dem Kieler CDU-Regierungschef, der in seiner Partei immer noch zu den Anhängern einer schwarz-grünen Machtoption zählt. Viele sind es nicht mehr. Also setzen Haßelmann und Günther an diesem Morgen mit ihrer demonstrativen Vertrautheit ein deutliches Zeichen gegen den Trend.
Foto: Konstantin von Hammerstein / SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Neben Politikern und der Familie Merz sind auch einige Prominente im Bundestag anwesend. Unter anderem DFB-Präsident Bernd Neuendorf und der deutsche Astronaut Alexander Gerst. So spannend ein Besuch im Bundestag auch ist, einen Flug zur ISS kann er wohl kaum toppen. Gerst scheint trotzdem Spaß zu haben.
Foto: Kay Nietfeld/ dpa
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Für wen Herr Merz wohl gestimmt hat?
Foto: Michael Kappeler/dpa
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Severin Weiland
Hauptstadtbüro
Während im Plenum die Namensliste der Abgeordneten verlesen wird, sitzt die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, in der Cafeteria und unterhält sich.Die 56-jährige SPD-Politikerin wurde im Mai 2020 in das Amt gewählt. Ihre fünfjährige Amtszeit endet also bald. Demnächst gibt sie in ihrer Funktion einen Jahresempfang.Eine Frage ist bislang – zumindest nach außen hin – offen: Wird sie die Funktion auch in Zukunft weiter ausüben können?
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Solveig Grothe
Geschichtsressort
Historisch: Merkels Abweichler
Kanzlerin Angela Merkel (CDU), erste und bisher einzige Frau in diesem Amt, wurde im Besonderen an der Zahl der Abweichler gemessen: Bei ihrer ersten Wahl 2005 fehlten mindestens 51 Stimmen der Großen Koalition, 2009 neun Stimmen aus den Reihen von Union und FDP. 2013 gab es unter Merkel dann wieder eine Große Koalition und man zählte 42 Abweichler. Bei ihrer letzten Wahl 2018 fehlten mindestens 35 Stimmen aus dem eigenen Lager und es wurde sogar über »Leihstimmen« der Opposition spekuliert. Für die nötige Mehrheit reichte es bekanntlich trotzdem jedes Mal.
Angela Merkel (CDU) 2005 nach ihrer Wahl zur Bundeskanzlerin. Foto: picture alliance
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Der designierte Kanzler hat offensichtlich beste Laune. Kein Wunder: Friedrich Merz ist kurz davor, sein Ziel zu erreichen.
Video: Janita Hämäläinen / DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Auszählung beginnt, Sitzung unterbrochen
Bundestagspräsidentin Klöckner (CDU) schließt die Wahl. Die Auszählung beginnt. In 25 Minuten soll das Ergebnis stehen.
Stimmzettel zur Kanzlerwahl. Foto: Michael Kappeler/dpa
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Das Alphabet wurde einmal durchdekliniert, alle Namen wurden aufgerufen, verkündet Bundestagspräsidentin Klöckner (CDU). Danach tritt ihre Vorgängerin Bärbel Bas (SPD) zu ihr nach vorn. Offenbar ebenfalls für einen freundlichen Austausch.
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Solveig Grothe
Geschichtsressort
Historisch: Opposition im eigenen Lager
Fast noch interessanter als die Zustimmungen sind bei einer Kanzlerwahl oft die »Abweichler«, also jene Abgeordneten der Regierungskoalition, die »ihren« Kanzler NICHT gewählt haben. Bei Kurt Georg Kiesinger (CDU) dürfte die große Differenz erwartbar gewesen sein: Während die Koalition 447 Stimmen umfasste, erhielt er nur 340. Dafür gab es 109 Neinstimmen, obwohl die FDP als einzige Oppositionspartei nur 49 Abgeordnete hatte. Kiesinger war ins Amt gekommen, nachdem eine Koalition aus CDU/CSU und FDP zerbrochen war. Wegen seiner früheren Karriere zu Zeiten des NS-Regimes war er umstritten.
Willy Brandt und Kurt Georg Kiesinger (r.). Foto: AP
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Linnemann: »Merz wird einer der erfolgreichsten Bundeskanzler werden«
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann setzt auf schnelle erste Entscheidungen der künftigen schwarz-roten Bundesregierung. »Wenn wir jetzt nicht am Anfang liefern, werden die Leute uns nicht vertrauen«, sagte er kurz vor der Kanzlerwahl im Bundestag dem TV-Sender Phoenix. Deswegen seien die ersten 100 Tage entscheidend. Die Zeit bis zur parlamentarischen Sommerpause Mitte Juli werde vermutlich die wichtigste für die komplette Wahlperiode, sagte Linnemann. »Was da zugeknöpft wird, ist entscheidend für den Erfolg.«
Mit Blick auf den wohl künftigen Kanzler Friedrich Merz (CDU) sagte er: »Ich glaube fest daran, dass er dieses Land überraschen wird.« Als eine Haupteigenschaft von Merz nannte Linnemann Führungsstärke. »Er wird einer der erfolgreichsten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland werden.« Das sei »eine kecke These«, aber er gebe sie aus.
Linnemann und Merz vor Kurzem in Berlin. Foto: Tobias Schwarz / AFP
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Auch das wird in Zukunft zum Kanzlerdasein gehören – den Rivalen die Hand ausstrecken. Immer noch werden die Namen aufgerufen. Inzwischen ist der Buchstabe N an der Reihe, N wie Konstantin von Notz. Da steht Friedrich Merz auf und geht rüber zur Bundesratsbank. Er wechselt ein paar nette Worte mit Hendrik Wüst, dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten. Ihm wird nachgesagt, dass er Merz gerne als Kanzler beerben würde. Dann schüttelt Merz Boris Rhein, dem hessischen Ministerpräsidenten, die Hand. Von Rhein ist bekannt, dass er den Führungsstil von Merz intern immer wieder kritisiert hat. Ihn störte, wie der CDU-Chef die mächtigen Landesfürsten oft genug als seine Filialleiter in der Provinz behandelte. Und selbst Kai Wegner, der Regierende Bürgermeister von Berlin, bekommt an diesem Morgen einen warmen Händedruck des zukünftigen Kanzlers. Ausgerechnet Wegner, der sich in den vergangenen Jahren vom Merz-Fanboy zu einem seiner schärfsten parteiinternen Kritiker entwickelt hat. Aber das soll heute, an diesem historischen Tag, keine Rolle spielen.
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Henrik Bahlmann
Nachrichtenressort
Friedrich Merz und Lars Klingbeil, klar. Aber abgesehen von den beiden Parteispitzen war vor der Verkündung der Ministerposten nicht alles klar. Etwa die CDU sorgte mit Digitalminister Karsten Wildberger, eigentlich Mediamarkt-Saturn-Manager und nun Neupolitiker, für eine echte Überraschung. Alle Kabinettsmitglieder können Sie hier in unserem Quartett vergleichen.
Montage: DER SPIEGEL; Fotos: Geisler-Fotopress / picture alliance; Noah Wedel / picture alliance ; Future Image / IMAGO
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Janita Hämäläinen
Aus dem Plenarsaal
Nach diversen Plauderrunden widmet sich Altkanzlerin Merkel wieder ihrem Handy – ein vertrautes Bild.
Video: Janita Hämäläinen / DER SPIEGEL
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Christian Teevs
Haupstadtbüro
Auch SPD vollständig
Auch die SPD-Fraktion war beim Zählappell vollständig. Somit sind alle 208 Unionsabgeordneten und die 120 Abgeordneten der SPD anwesend. Friedrich Merz (CDU) muss mindestens die Stimmen der Mehrheit der Bundestagsmitglieder erhalten – das sind bei 630 Abgeordneten mindestens 316. CDU/CSU (208) und SPD (120) verfügen zusammen über 328 Mandate, also nur zwölf mehr, als sie unbedingt brauchen.
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Während das Bundestagspräsidium für die namentliche Abstimmung einen Abgeordnetennamen nach dem anderen aufruft, stehen die wichtigsten Koalitionäre im vertrauten Gespräch zusammen: der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz, der neue Unions-Fraktionschef Jens Spahn und SPD-Chef Lars Klingbeil. Merz gestikuliert, Klingbeil lacht und Spahn sieht zufrieden aus. Die Anspannung dürfte bei allen drei Männern groß sein. Steht die Koalition gleich bei der Kanzlerwahl? Wird sie ihre knappe Mehrheit ausspielen können?
Foto: Kay Nietfeld/ dpa
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Solveig Grothe
Geschichtsressort
Historisch: Kiesinger stimmte nicht für sich
Im Prinzip ist es möglich und wohl auch wahrscheinlich, dass sich ein Bundeskanzler auch selbst wählt. Sicher weiß man das natürlich fast nie, schließlich ist die Abstimmung geheim. Konrad Adenauer soll später einmal auf die Frage, ob er für sich selbst gestimmt habe, geantwortet haben: »Selbstverständlich, etwas anderes wäre mir doch als Heuchelei vorgekommen.« Eine bekannte Ausnahme gibt es allerdings: Kurt Georg Kiesinger (CDU) kann sich 1966 nicht selbst gewählt haben. Denn der bis dahin amtierende Ministerpräsident von Baden-Württemberg war zu diesem Zeitpunkt kein Mitglied des Bundestages und daher nicht stimmberechtigt. Als Kanzler der ersten Großen Koalition auf Bundesebene bekam er aber auch ohne dies eine komfortable Mehrheit.
Vereidigung von Kurt Georg Kiesinger (CDU). Foto: dpa / picture-alliance
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Grüße vom alten zum neuen Kanzler? Olaf Scholz (SPD) und Bald-Kanzler Friedrich Merz (CDU) halten vor der Abstimmung noch einen Plausch im Bundestag.
Foto: Tobias Schwarz / AFP
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Auf der Ehrentribüne sitzen Ehemalige und Zukünftige an diesem Morgen einträchtig nebeneinander. Altkanzlerin Angela Merkel zwischen Jörg Kukies, dem nur noch wenige Stunden amtierenden Finanzminister. Auf ihrer anderen Seite die frühere CDU-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. In der Reihe dahinter sitzen die Neuen, die nicht Mitglied im Bundestag sind. Katherina Reiche, die designierte Wirtschaftsministerin, Karsten Wildberger, der das neue Digitalministerium aufbauen soll und Karin Prien, die zukünftige Bildungs- und Familienministerin. Der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sitzt zwischen dem zukünftigen Regierungssprecher Stefan Kornelius und Prälat Karl Jüsten, dem Vertreter der Katholischen Bischofskonferenz in Berlin. So viel Harmonie lässt sich meist nur am ersten Tag einer neuen Regierung beobachten. Aber diese Stunden scheinen alle zu genießen.
Foto: Konstantin von Hammerstein / DER SPIEGEL
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Sophie Garbe
Hauptstadtbüro
Bundestagspräsidentin neu im Job
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner begrüßt die Abgeordneten mit »Guten Morgen«, bevor sie sich hinsetzt. Der lapidare Gruß löst etwas Gelächter im Plenum aus, Klöckner ist offensichtlich etwas verunsichert. Sie dreht sich zur Seite zu ihren Präsidiumskollegen, fragt: »War was falsch?« Für Klöckner ist es erst die zweite Sitzung als Bundestagspräsidentin.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Kanzlerwahl eröffnet
Die Wahl ist eröffnet. Die einzelnen Angeordneten werden nun alphabetisch aufgerufen, um ihre Stimmkarten abzuholen und dann abzugeben.
Die Stimmkarten der Abgeordneten. Foto: Hannibal Hanschke / EPA
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Solveig Grothe
Geschichtsressort
Historisch: Abgeordnete bestochen
Der einzige Fall, in dem ein Kanzlerbewerber an der absoluten Mehrheit scheiterte, ereignete sich 1972. Mehrere Abgeordnete aus Willy Brandts sozialliberaler Koalition waren zur Unionsfraktion gewechselt, die daraufhin rein rechnerisch über eine knappe absolute Mehrheit verfügte. CDU-Chef Rainer Barzel wollte deshalb Brandt mit einem konstruktiven Misstrauensvotum ablösen. Bei der Abstimmung jedoch erhielt er zwei Stimmen weniger als erwartet. Später wurde bekannt, dass die DDR-Staatssicherheit mindestens zwei Unions-Abgeordnete bestochen hatte, Barzel die Zustimmung zu verweigern.
Rainer Barzel (CDU). Foto: dpa / picture-alliance
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Die Sitzung hat begonnen. Die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) gratuliert erst mal einigen Abgeordneten zum Geburtstag und begrüßt unter anderem die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bevor es zu Punkt eins übergeht: die Kanzlerwahl.
Merkel im Bundestag. Foto: Lisi Niesner / Reuters
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Drei Regierungen im Plausch: Kurz vor Beginn der Bundestagssitzung ein kurzer Austausch auf der Besuchertribüne: Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) ist gekommen, sie steht mit dem scheidenden Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (SPD) zusammen, der ein Bundestagsmandat in seiner Heimatstadt Hamburg verpasst hat. Dazu gesellt sich der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, und der neue Regierungssprecher, Stefan Kornelius, der über Merkel schon mehrere Bücher geschrieben hat.
Foto: Paul-Anton Krüger / DER SPIEGEL
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Unionsfraktion offenbar vollständig
CDU-Chef Friedrich Merz kann bei der Kanzlerwahl wohl darauf setzen, dass alle 208 Unionsabgeordneten anwesend sind. Nach dem Zählappell teilte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger (CDU), nach Angaben von Sitzungsteilnehmern mit, die Union sei vollzählig.
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Konstantin von Hammerstein
Aus dem Plenarsaal
Die Familie Merz sitzt schon in der ersten Reihe der Ehrengastribüne. Alexander Dobrindt, der designierte CSU-Innenminister, hat es sich nicht nehmen lassen, Merz-Ehefrau Charlotte persönlich zu ihrem Platz zu führen. Die Stimmung scheint bestens zu sein. Als Erstes macht eine der Töchter ein Selfie von allen. Inzwischen ist auch Friedrich Merz gekommen. Er steht mit etlichen Kollegen aus der Fraktion zusammen, darunter auch der neue Unionsfraktionschef Jens Spahn.
Foto: Konstantin von Hammerstein / DER SPIEGEL
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Solveig Grothe
Geschichtsressort
Historisch: Kanzlerwahl überschattet
Manch einer mag heute Morgen zuerst auf die Nachrichten aus den USA geschaut haben, ob es da mal wieder Überraschungen gibt. Denn auch eine Kanzlerwahl ist nicht davor gefeit, von anderen Ereignissen überschattet zu werden. So erging es übrigens Helmut Kohl (CDU) bei seiner Wahl zum ersten gesamtdeutschen Bundeskanzler am 17. Januar 1991. In der Nacht zuvor hatten die USA die »Operation Wüstensturm« gestartet und bombardierten zahlreiche Ziele im Irak. Die Aktion sollte Machthaber Saddam Hussein zum Rückzug aus Kuwait zwingen. Damit begann der zweite Golfkrieg. Direkt nach seiner Vereidigung ging Kohl mit einer Regierungserklärung darauf ein und betonte, der Einsatz geschehe in voller Übereinstimmung mit den Vereinten Nationen und würde von der Bundesregierung mitgetragen.
Operation Desert Storm 1991. Foto: Pictures From History / Universal Images Group / Getty Images
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Merz gilt als Mann mit Wirtschaftskompetenz, allerdings hatte er noch nie ein Regierungsamt inne. Ist Fachkenntnis in Sachen Wirtschaft gut für einen Kanzler? Mein Kollege Christian Reiermann hat sich mit dieser Frage beschäftigt und schreibt, was Merz von seinen Vorgängern lernen kann. Lesen Sie hier den ganzen Artikel.
Foto: Kurt Rohwedder / picture alliance
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Röhlig, Marc
Hauptstadtbüro
Merz will mit eigens angekarrtem Bier aus dem Sauerland feiern
Der erste Abend wird für den Bald-Kanzler Friedrich Merz eng getaktet: Kabinettsitzung, Fototermin, TV-Auftritt. Doch ab 20 Uhr soll Ruhe einkehren und Merz will seine Regierungsmannschaft zu einem rustikalem Abendessen ins Kanzleramt laden. Das meldet die »Bild«-Zeitung. Dafür habe er extra ein 10-Liter-Fass Bier aus seiner Heimat im Sauerland im Kofferraum seines Wagens mit nach Berlin gebracht.
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Marc Röhlig
Hauptstadtbüro
Neue Regierung will zahlreiche Posten streichen
Die künftige Bundesregierung aus Union und SPD meint es ernst mit dem Bürokratieabbau – und will zum Start mehr als zwei Dutzend Sonderbeauftragte streichen. Das geht aus einer der Nachrichtenagentur Reuters am Montagabend vorliegenden Beschlussvorlage für das Kabinett hervor. Viele Funktionen sollen künftig wieder in das jeweils zuständige Ministerium eingegliedert werden oder ganz wegfallen.
Laut der Beschlussvorlage soll es künftig keinen Botschafter für feministische Außenpolitik mehr geben, ebenso keinen Sonderbeauftragten des Auswärtigen Amts für Libyen. Gestrichen wird ferner der Radverkehrsbeauftragte im Verkehrsministerium, dort ebenso Beauftragte für Ladesäuleninfrastruktur. Auch der Beauftragte für Soziale Innovationen im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt soll wegfallen. Auch weitere Stellen wie die Sonderbevollmächtigte für Migrationsabkommen oder der Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik oder für den Schienenverkehr sollen als eigenen Stellen wegfallen.
»Beauftragte, Sonderbeauftragte und Koordinatorinnen und Koordinatoren werden künftig ausschließlich durch Kabinettbeschluss oder Organisationserlass des Bundeskanzlers bestellt, sofern die betreffende Funktion nicht gesetzlich vorgeschrieben ist«, heißt es in der Kabinettsvorlage.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Das sind die Regeln für die Wahl
Wie der Kanzler gewählt wird, ist in Artikel 63 des Grundgesetzes festgelegt. Dort heißt es, dass der Bundeskanzler auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestag ohne Aussprache gewählt wird.
- Notwendig ist die »Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages«, die sogenannte Kanzlermehrheit. Das sind im aktuellen Parlament mindestens 316 von 630 Stimmen.
- Wird der Vorgeschlagene nicht gewählt, kann der Bundestag binnen vierzehn Tagen nach dem Wahlgang mit mehr als der Hälfte seiner Mitglieder einen Bundeskanzler wählen.
- Kommt eine Wahl innerhalb dieser Frist nicht zustande, so findet unverzüglich ein neuer Wahlgang statt. Dann ist gewählt, wer die meisten Stimmen erhält. Im Grundgesetz heißt es dazu: »Vereinigt der Gewählte die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages auf sich, so muss der Bundespräsident ihn binnen sieben Tagen nach der Wahl ernennen. Erreicht der Gewählte diese Mehrheit nicht, so hat der Bundespräsident binnen sieben Tagen entweder ihn zu ernennen oder den Bundestag aufzulösen.«
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Merz rechnet mit Sieg im ersten Wahlgang
CDU-Chef Friedrich Merz rechnet ungeachtet mehrerer Krankheitsfälle unter den Unionsabgeordneten damit, dass er heute im ersten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt wird. Bei der Wahl von Jens Spahn zu seinem Nachfolger als Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion hätten einige Kollegen krankheitsbedingt gefehlt, sagte Merz nach der Sitzung der Unionsfraktion am Montag. »Aber es werden morgen alle an Bord sein. Ausnahmslos alle«, ergänzte der CDU-Vorsitzende gestern.
SPD-Fraktionschef Lars Klingbeil erwartet bei der Wahl die volle Zustimmung seiner Fraktion. »Ich rechne damit, dass wir vollständig sind und ich rechne damit, dass alle mit Ja stimmen«, sagte der designierte Vizekanzler. In der direkt anschließenden Fraktionssitzung war CDU-Chef Merz zu Gast.
Foto: Liesa Johannssen / Reuters
Er gehe davon aus, »dass sowohl bei den Sozialdemokraten als auch bei uns erstens alle da sein werden und zweitens auch alle zustimmen werden«, sagte Merz. Die schwarz-rote Koalition verfüge über eine Mehrheit von zwölf Stimmen bei seiner Wahl zum Kanzler. Bei der Wahl von Helmut Kohl zum Regierungschef im Jahr 1994 habe es eine Mehrheit von vier Stimmen gegeben, man habe die Kanzlerwahl damals trotzdem gut bestanden.
»Ich gehe davon aus, dass das auch morgen so der Fall sein wird. Insofern muss ich mich mit Alternativen nicht beschäftigen«, sagte Merz auf die Frage, was er tun werde, wenn die Mehrheit im ersten Wahlgang nicht ausreichend sein sollte.
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Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Auf dem kleinen Parteitag der CDU hieß es noch: »Wer Friedrich Merz kennt, weiß, bei Friedrich Merz geht es pünktlich los.« Ganz so strikt scheint das heute in der Unionsfraktion nicht gehandhabt zu werden. Um 8:00 Uhr sollte die Sitzung eigentlich losgehen. Doch auch ein paar Minuten später trudeln noch Nachzügler ein. Hier wie auch beim Koalitionspartner SPD ist ein Zählappell angesetzt, bevor um 9:00 Uhr der 21. Bundestag zu seiner zweiten Sitzung zusammentritt. Auf der Tagesordnung: die Wahl des Bundeskanzlers. Die Fraktionen checken zuvor noch einmal, dass alle Abgeordneten anwesend sind und ob sie, wie geplant, CDU-Chef Friedrich Merz zum zehnten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland wählen wollen. Die neue Koalition hat im Bundestag nur zwölf Stimmen Mehrheit. Merz zeigte sich am Montagabend aber zuversichtlich, dass er alle Stimmen der Abgeordneten aus den Reihen von CDU, CSU und auch der SPD wird auf sich vereinen können. Er hatte den Genossen noch einen kurzen Besuch in deren Fraktionssitzung abgestattet und versucht, letzte Vorbehalte auszuräumen.
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Das ist der Zeitplan
Um 9 Uhr soll die Bundestagssitzung beginnen. Auf der Agenda steht direkt die Kanzlerwahl.
- Für 10.20 Uhr ist eine Sitzungsunterbrechung vorgesehen, Merz soll im Anschluss seine Ernennungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue erhalten
- Um 12 Uhr soll der neue Kanzler im Bundestag seinen Amtseid ablegen
- Danach wird die Sitzung unterbrochen, Merz soll mit seinem (künftigen) Kabinett wieder ins Schloss Bellevue. Dort bekommen die Ministerinnen und Minister ihre Ernennungsurkunden, es soll eine kurze Rede des Bundespräsidenten geben
- Für 13.30 ist im Bundestag die Vorstellung der neuen Bundesregierung vorgesehen, kurz darauf sollen die neuen Ministerinnen und Minister vereidigt werden
- Das Sitzungsende ist für 13.45 vorgesehen
- Am Nachmittag gegen 15 Uhr möchte der scheidende Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Amtsgeschäfte an Merz übergeben
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Charlotte Lüder
Nachrichtenressort
Liebe Leserinnen und Leser, herzlich willkommen zu unserem Liveblog zur Kanzlerwahl. Auf den Tag genau ein halbes Jahr nach dem Bruch der Ampelregierung soll die Bildung einer neuen Bundesregierung von CDU, CSU und SPD heute abgeschlossen werden. CDU-Chef Friedrich Merz stellt sich am Morgen im Bundestag für das Amt des Bundeskanzlers zur Wahl. Obwohl das Polster der schwarz-roten Koalition zur erforderlichen »Kanzlermehrheit« von 316 Stimmen mit zwölf Stimmen recht dünn ist, gilt die Wahl als ziemlich sicher.
Aus Berlin und Hamburg halten wir Sie über alle Entwicklungen des heutigen Tages auf dem Laufenden.
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Anmerkung: In einem Blogeintrag wurde kurzzeitig Friedrich Merz als SPD-Vorsitzender bezeichnet. Er ist selbstverständlich Chef der CDU. Zudem hieß es in einem anderen Beitrag, der zweite Wahlgang erfolge nach namentlichem Aufruf. Dies ist nicht der Fall. Wir haben die Stellen korrigiert.